Netzwerk 15.12.2016

Interview mit Dr. Robert Heinrich, House of IT: „Unsere Region braucht Digital Leader“

Neuer MBA macht Manager fit für die Digitalisierung

Nichts geht mehr ohne Digitalisierung! Doch wissen Entscheider in Wirtschaft und Gesellschaft, wie Digitalisierung geht? Der neue Studiengang „Master of Digital Transformation Management“ (MBA) will hier eine erkennbare Lücke schließen und die Führungskräfte der Zukunft ausbilden. Das „House of IT“ hat dieses einzigartige Angebot maßgeblich angestoßen und gemeinsam mit der Goethe Business School aus der Taufe gehoben. Ein Gespräch mit Dr. Robert Heinrich, dem Geschäftsführer des regionalen IT-Kompetenzzentrums.

Herr Dr. Heinrich, Hand aufs Herz: Wie sehen Sie die Wirtschaft in FrankfurtRheinMain für die digitale Transformation gerüstet? Wie fit sind unsere Unternehmen – und vor allem ihre Manager?

Das gesamte wirtschaftliche und gesellschaftliche Umfeld befindet sich derzeit im Umbruch. Die Digitalisierung betrifft alle Branchen, alle Unternehmen, alle Manager, alle Mitarbeiter. Ohne Ausnahme. Auf der einen Seite sehe ich FrankfurtRheinMain hier gut aufgestellt. Wir haben große und starke Kompetenzen, sei es in Unternehmen, Universitäten oder Forschungseinrichtungen. Meine Beobachtung ist auch, dass sich die Wirtschaft durch die Bank viel mit der Digitalisierung befasst. Aber: Wenn es an die praktische Umsetzung geht, wenn sich Geschäftsprozesse und Geschäftsmodelle verändern, dann gibt es in den Unternehmen große Fragezeichen. Gerade auch auf Seiten der Manager. Hier müssen wir ansetzen als eine Region, die auch in Zukunft erfolgreich sein will.

Was leistet das „House of IT“ an der Schnittstelle zwischen Digitalisierung und Management für die Metropolregion?

Das „House of IT“ ist eines von fünf „Houses of…“ und Teil einer Dachstrategie, die ja seinerzeit unter anderem von der Wirtschaftsinitiative entscheidend vorangetrieben wurde. Gemeinsam ist allen Häusern, dass sie sich um die wichtigsten Zukunftsthemen kümmern und die Stärken unserer Region und des Landes Hessen bündeln. In den Bereichen Mobilität, Finanzwesen, Gesundheit, Energie und eben IT. Dafür muss man aber interdisziplinär denken und Wirtschaft, Wissenschaft und Politik unter einen Hut bringen. Es braucht einen Raum, in dem Vernetzung stattfinden, Wissen wachsen und Innovation entstehen kann. Und den bieten die „Houses of…“. Das „House of IT“ sehe ich hier zumal in einer speziellen Brückenfunktion. Mit unserem Fokusthema sind wir Mittler zwischen den Welten im großen IT-Ökosystem. Es muss ganz klar das Ziel sein, alle Firmen jeglicher Größenordnung auf die digitale Reise mitzunehmen. Konkret engagiert sich das „House of IT“ in den Bereichen Forschung & Wissenstransfer, Gründung & Wachstum sowie Weiterbildung & Lehre. Der neue Studiengang fällt in diese dritte Kategorie.

Wie und mit welchen Partnern haben Sie den neuen Studiengang „Master of Digital Transformation Management“ auf den Weg gebracht?

Veränderungs- und Innovationszyklen werden im Zuge der Digitalisierung immer kürzer und schneller. Damit steigt der Druck auf Unternehmen und Manager. Wir wissen schon eine ganze Weile, dass hier trotz exzellenter universitärer Bildung eine Lücke zwischen Theorie und Praxis klafft, die es mit einem spezialisierten State-of-the-Art-Angebot zu schließen gilt. Natürlich stampft man solch ein Programm trotzdem nicht von heute auf morgen aus dem Boden. Wir haben uns im „House of IT“ intensiv und mit Nachdruck damit befasst, umfangreiche Benchmark-Recherchen betrieben, an bundesweiten Forschungsprojekten teilgenommen, mit zahlreichen Akteuren gesprochen. Es ist schön zu sehen, dass all diese Bemühungen jetzt in dem neuen Master-Angebot gipfeln. Verortet ist der Studiengang an der Goethe Business School– ein exzellenter Partner, der viel Erfahrung mit interdisziplinären Programmen hat. Die Kombination aus akademischem Anspruch und Praxisnähe passt hervorragend in die „Houses of…“-Strategie. Neben der Goethe Business School, hinter der ja die Goethe-Universität Frankfurt steht, haben wir mit der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Kassel aber noch zwei weitere Top-Uni-Adressen mit im Boot.

Welche Zielgruppe spricht der Studiengang konkret an? Welche Benefits verspricht er den Absolventen? Und wie können Unternehmen, so auch die Mitglieder der Wirtschaftsinitiative, hier profitieren?

Der Master richtet sich an ambitionierte „Professionals“ aller Branchen, die sich in einem zunehmend IT-getriebenen Business-Umfeld bewegen. Natürlich gibt es auch bestimmte Zugangsvoraussetzungen. Der ideale Kandidat hat ein bereits abgeschlossenes Studium, drei bis fünf Jahre Berufserfahrung und gute Englischkenntnisse. Mit unserem MBA-Abschluss in der Tasche steigern Absolventen enorm ihren Marktwert. Die vermittelten Skills sind rar und stark nachgefragt. Auch für Unternehmen liegen die Benefits auf der Hand: Sie sind auf der Suche nach der „Führungsmannschaft 4.0“ – wir tragen dazu bei, sie auszubilden. Personalentwicklern empfehle ich daher wärmstens, den Master genau anzuschauen und in ihren Maßnahmenpool aufzunehmen. Am Ende wird natürlich auch unser Standort profitieren. Wir brauchen diese gut ausgebildeten Leute, um unsere gute Wettbewerbsposition zu halten und die digitale Revolution zu gestalten. Unsere Region braucht „Digital Leader“ und mehr Start-up-Kultur!

 Was zeichnet einen „Digital Leader“ aus? Was muss er können?

Wir wollen keine Nerds ausbilden, sondern Manager, die in der Lage sind, die Technik zu verstehen und optimal anzuwenden, die auf der Führungsebene die Fachabteilung und die IT-Abteilung zusammenbringen, die den Überblick haben und nach vorne denken. Und das heißt vor allem auch: neue Geschäftsmodelle auf den Weg bringen. Dafür ist es wichtig, sich in den Bereichen Wirtschaft, Technik und Recht auszukennen. Dieser interdisziplinäre Ansatz, gewährleistet durch die drei beteiligten Universitäten, bildet das Herzstück des Master-Programms.

Gibt es vergleichbare Studiengänge in Deutschland? Wo liegt die Benchmark?

Der „Master of Digital Transformation Management“ hat aktuell tatsächlich eine Alleinstellung auf dem deutschen Bildungsmarkt – das wissen wir aus unseren Benchmark-Analysen. Gerade das besagte interdisziplinäre Zusammenspiel zwischen wirtschaftlichen, technischen und rechtlichen Themen findet sich in dieser Art kein zweites Mal. Auch die starke Verknüpfung von akademischem und praktischem Know-how ist besonders. Viele hochkarätige Praktiker werden zu Wort kommen: IT-Manager von großen Playern, erfolgreiche Mittelständler, Vertreter von Anwenderunternehmen aller Branchen, genauso erfolgreiche Gründer. Und die soziale Komponente spielt eine große Rolle. Dialog, Persönlichkeitsentwicklung, Vernetzung. Das muss man sich eher wie in den USA vorstellen.

Von Start bis Kosten: Wie sehen die Rahmenbedingungen aus?

So richtig los geht es im Oktober 2017. Wer Interesse hat, kann dies bereits jetzt direkt bei der Goethe Business School bekunden oder sich an das „House ofIT“ wenden, die offizielle Anmeldung wird dann Anfang 2017 möglich sein. Das Studium erstreckt sich einschließlich Master-Thesis über vier Semester und ist berufsbegleitend angelegt. Präsenzveranstaltungen finden im Schnitt zwei Mal pro Monat am Freitagabend und Samstag statt. Das Curriculum ist sehr kompakt aufgebaut und bietet auch Wahlmöglichkeiten. Frühbucher können zeitlich gestaffelt Rabatte in Anspruch nehmen. Was ich hier besonders betonen möchte: Die Mitstreiter des „House of IT“ erhalten eine Rabattierung. Daher kann ich die Mitglieder der Wirtschaftsinitiative nur ermuntern, sich uns anzuschließen und ihre Talents in das Programm zu entsenden. Es lohnt sich!

Nach acht Jahren „Houses of…“ und fünf Jahren „House of IT“: Wie bewerten Sie das Konzept der regionalen Kompetenzzentren? Und wie die Entwicklung des IT-Clusters in der Region?

Regionen tragen stark zur wirtschaftlichen Entwicklung bei, nicht umsonst spricht ja auch die Politik immer wieder von der „Motor-Funktion“. Das IT-Cluster in FrankfurtRheinMain und Hessen entwickelt sich sehr positiv. Stärken bündeln, sichtbar machen und strategisch weiterentwickeln, wie es dem Grundprinzip der „Houses of…“ entspricht: Das ist eine gute Sache, die ihren Erfolg ja schon an vielen Stellen bewiesen hat. Ich bin überzeugt davon, dass es noch wichtiger werden wird, die Zukunftsthemen für die Region über alle fünf „Houses of…“ hinweg vernetzt zu denken. Hier wird noch mehr Zusammenarbeit gefragt sein. Anfang 2017 starten wir fürs Erste mit einem gemeinsamen Broschüren-Auftritt, angeregt, koordiniert und umgesetzt von der Wirtschaftsinitiative und der FrankfurtRheinMain GmbH – das wird die Gesamtwahrnehmung der „Houses of…“-Familie stärken, gerade auch im Standortmarketing.

Zur Person

Dr. Robert Heinrich führt seit 2013 die Geschäfte des „House of IT“ in Darmstadt. Der studierte und promovierte Wirtschaftsingenieur verfügt über rund 30 Jahre Beratungs- und Projekterfahrung im Finanzwirtschafts- und IT-Umfeld. Zuletzt war Dr. Heinrich, der auch examinierter Steuerberater und Wirtschaftsprüfer ist, Partner bei Ernst & Young Advisory Services.

Mehr unter:

www.goethe-business-school.de

www.house-of-it.eu

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