Drei neue alte Vorstandsmitglieder
„Die deutsche Automobilindustrie muss sich dem Wettbewerb stellen – noch ist die Chance da“, fasste Klaus Rosenfeld seinen Blick auf Deutschlands Schlüsselbranche zusammen. In seiner Keynote im Rahmen der Mitgliederversammlung der Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain plädierte der CEO der Schaeffler Gruppe für Optimismus und Zuversicht, zeigte mögliche Handlungsansätze auf und sparte dabei auch die zahlreichen Schmerzpunkte nicht aus. Kontinuität im Vorstand, gestiegene Mitgliederzahlen und viel Austausch: Auch das gab’s bei der Mitgliederversammlung des führenden Business-Netzwerkes in FrankfurtRheinMain. Vielen Dank an die Privatbank ODDO BHF, die dafür ihre Türen geöffnet hatte.
Deutsche Automobilindustrie: Quo vadis?
Neben den aktuellen US-Zollverwerfungen und dem Rückbau der Globalisierung treibe ein ganzes Bündel an Trends den derzeit stattfindenden Umbruch, darunter Konnektivität und autonomes Fahren oder Dekarbonisierung und alternative Antriebe, so der Chef des führenden Automobil- und Industriezulieferers aus dem mittelfränkischen Herzogenaurach. Die einstige Technologieführerschaft der deutschen Autobauer sei bedroht, denn aus China käme in Sachen Elektromobilität inzwischen „Qualität auf allerhöchstem Niveau und zu besseren Preisen“. Der sogenannte „China Speed“ sorge für 70 Prozent kürzere Entwicklungszeiten und 40 Prozent geringere Entwicklungskosten. „Wir glauben an die E-Mobilität. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie sich durchsetzen wird. Dennoch bedienen wir bei Schaeffler alle Antriebsstränge, gerade auch Hybrid als wichtige Brückentechnologie. Klar ist jedoch, dass sich die Anteile der Antriebsarten massiv verschieben werden“, machte Rosenfeld deutlich. Schaeffler positioniert sich im Markt als „Motion Technology Company“, die Bewegung organisiert und gestaltet – mit einem technikoffenen Ansatz.
Der Kuchen – abzulesen an den Zahlen zur globalen Automobilproduktion – werde insgesamt kleiner und Wachstumspotenziale seien vor allem in China, Indien oder Indonesien zu erwarten. „Die deutsche Automobilindustrie hat den Wake-up Call gehört. Es gibt keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken“, betonte Rosenfeld. Bei Markenwerten und Kundentreue gelinge es der chinesischen Konkurrenz noch nicht, aufzuschließen. Stellhebel sieht er in der „Zeit der neuen Unübersichtlichkeit“ zudem in der Komplexitätsreduktion, dem Ausbau der Lokalisierung, der Erhöhung der Arbeitsproduktivität und in einem glasklaren Fokus auf Innovation sowie Kundenorientierung. Die Schaeffler Gruppe, die weltweit für Autohersteller und Industrieunternehmen aktiv ist, will ihr Geschäft künftig noch breiter aufstellen und weitere Chancen in Bereichen wie Aerospace oder humanoide Roboter nutzen.
Knapp 150 Mitglieder
Zusätzlich zur Keynote von Klaus Rosenfeld, der als ehemaliger Top-Banker nach wie vor in Frankfurt lebt, bot die Mitgliederversammlung der Wirtschaftsinitiative viel Raum zum Austausch über die Entwicklung der Organisation. Die Kernbotschaft des Vorstands: Das führende Business-Netzwerk in FrankfurtRheinMain kann auf das anhaltende Commitment der regionalen Unternehmerschaft zählen und einen weiteren Zuwachs verzeichnen. Aktuell hat der Unternehmenszusammenschluss 149 Mitglieder – das entspricht einem Plus von rund 18 Prozent seit 2020. Wenngleich die derzeit schwierigen Rahmenbedingungen sowie Kostensteigerungen durchaus spürbar seien. Daher wolle – und müsse – die Wirtschaftsinitiative weiterwachsen, um noch mehr Schlagkraft zu gewinnen und die Zukunft der Metropolregion vorantreiben zu können, so der Vorstandsvorsitzende der Wirtschaftsinitiative Michael Müller. „In Zeiten, in denen Gemeinsinn als Schwäche der westlichen Welt gebrandmarkt wird, ist Ihr Engagement für unser Netzwerk auch ein gesellschaftspolitisches Statement. Die Demokratie braucht eine sichtbare Positionierung und Unterstützung der Wirtschaft“, bedankte sich Müller bei den Mitgliedern und forderte sie gleichzeitig auf, weiterhin Flagge zu zeigen.
Kontinuität im Vorstand
Gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Ulrich Caspar (Stellvertretender Vorsitzender) und Robert Restani (Schatzmeister) wurde Michael Müller von der Mitgliederversammlung für drei weitere Jahre im Amt bestätigt. „Ein klares Signal für Kontinuität und Stabilität. Vielen Dank für Ihr Vertrauen“, so die drei wiedergewählten Mitglieder des ehrenamtlichen Leitungsgremiums, dem zusätzlich auch noch Axel Hellmann und Banu Özcan angehören.
Bilanz und Ausblick
Die Mitgliederversammlung der Wirtschaftsinitiative fand diesmal in den Räumlichkeiten der Privatbank ODDO BHF an der Frankfurter Gallusanlage statt. 30 Veranstaltungen hatte die Wirtschaftsinitiative im vergangenen Jahr ausgerichtet oder unterstützt, wie Annegret Reinhardt-Lehmann und Jörg Schaub im Bericht der Geschäftsführung bilanzierten. Ebenso hat das Netzwerk zahlreiche zukunftsträchtige Projekte initiiert und gefördert, etwa in den Themenfeldern Start-up-Ökosystem oder Künstliche Intelligenz. Bis zum Jahresende stehen weitere Ausgaben des Flaggschiff-Events „Wirtschaftsgespräche am Main“ auf dem Programm, etwa mit Fresenius-CEO Michael Sen (10.06.), Techem-CEO Matthias Hartmann (26.08.) und Deutsche Börse-CEO Stephan Leithner (31.10.).
2026 wird die Region FrankfurtRheinMain zum World Design Capital (WDC). Unter dem Motto „Design for Democracy. Atmospheres for a better life“ setzt das Organisationsteam auf das Potenzial von Design als globalem Motor für Innovation und soziale Veränderungen. Dazu soll es zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen in der gesamten Metropolregion geben. „Mit dem WDC 2026 haben wir eine sehr gute Chance, die Metropolregion FrankfurtRheinMain nach innen wie außen so zu präsentieren, wie wir sie empfinden: weltoffen, international, divers, als Wiege der Demokratie und nicht zuletzt als Heimat weltweit bekannter Design-Ikonen“, schloss Michael Müller den Ausblick.
Fotos: Holger Peters
Video: NOMAD.IV