Wirtschaftsgespräche am Main 21.04.2023

Wirtschaftsgespräche am Main mit Sixt-CFO Prof. Dr. Kai C. Andrejewski

„Freiheit und Verantwortung – zwei Seiten einer Medaille“

Sixt feiert in diesem Jahr den 111. Geburtstag – eine enorme Wegstrecke für einen heute global tätigen Mobilitätskonzern, der sich immer noch mehrheitlich im Familienbesitz befindet. Wo die Reise des Unternehmens in der Zukunft hingeht, das berichtete Sixt-CFO Prof. Dr. Kai C. Andrejewski bei der 110. Ausgabe der Wirtschaftsgespräche am Main, zu der die Wirtschaftsinitiative und die F.A.Z. wieder ins Hotel Steigenberger Icon Frankfurter Hof eingeladen hatten. Die wichtigsten Schlagworte: Car-as-a-Service, Nachhaltigkeit, Elektromobilität.

„Sixt hat die Art und Weise verändert, wie wir uns fortbewegen“, begrüßte Michael Müller, Vorstandsvorsitzender der Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain, den Guest Speaker aus Pullach bei München. Was als Hommage gedacht war, stammte aber weder aus der Feder des ehemaligen Fraport-Managers noch von der Sixt-Kommunikationsabteilung. Müller und Wirtschaftsinitiative-Geschäftsführer Jörg Schaub hatten sich den Spaß erlaubt, der derzeit gehypten KI-Software ChatGPT einen Redeentwurf zu entlocken. Das Ergebnis: Gar nicht so schlecht, wenngleich mit kleinen sprachlichen Schwächen. Und in jedem Fall eine Steilvorlage für Prof. Andrejewski. „Im Grunde sind wir inzwischen ein IT-Unternehmen. Hier spielt die Musik. Die Datenanalyse wandert gerade in die Künstliche Intelligenz. Da wollen wir uns einen Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb erarbeiten“, machte er deutlich.

Mehr als Autovermietung

Auch wenn die Autovermietung noch immer das Kerngeschäft ist: Sixt funktioniert heute maßgeblich über eine zentrale App. Hier können die Kundinnen und Kunden ein breites Angebot an Mobilitätsleistungen buchen, hier steuert das Unternehmen seine rund 200.000 Fahrzeuge starke Flotte und sein Pricing. Neben SIXT rent gehören zu den zentralen Services auch ein Car-Sharing-Angebot (SIXT share), ein Fahrdienst (SIXT ride) und ein Auto-Abo-Modell für Neuwagen (SIXT+). Zusammenfassend: Car-as-a-Service!

In die Metropolregion angereist war Prof. Andrejewski übrigens mit dem Zug – in der Anfahrt zum und Abfahrt vom Bahnhof ergänzt durch Sixt-Services. Als CFO des Unternehmens fungiert er seit 2021. Zuvor war er viele Jahre als Wirtschaftsprüfer, Partner und Regionalvorstand für KPMG tätig. „Was Sixt besonders auszeichnet, ist die Schnelligkeit, mit der Entscheidungen getroffen werden. Gleichzeitig wird eine hohe Detailtiefe erwartet“, berichtete er mit dem noch recht frischen Blick von außen. „Und: Wir sind nie zufrieden. Es muss immer weiter nach vorne gehen und wir wollen profitabel sein.“ Im Vorstand arbeitet er eng mit der CEO-Doppelspitze Konstantin und Alexander Sixt zusammen. Die beiden Brüder sind 2021 ihrem Vater Erich Sixt nachgefolgt, der heute Chef des Aufsichtsrats ist. Die Familie präge das im MDAX gelistete Unternehmen nach wie vor sehr und trage es in die Zukunft. Dazu gehöre immer auch Mut. Während Corona 2020 den Tourismus und somit auch den Autovermietungsmarkt lahmgelegt hatte, fiel bei Sixt die Entscheidung, stark in den USA zu investieren und das Auto-Abo-Angebot SIXT+ zu launchen. Parallel dazu habe es Cost-Cutting- und Divesting-Maßnahmen gegeben. Heute sei klar: Das unternehmerische Risiko hat sich ausgezahlt. „Zum ersten Mal haben wir die Umsatzmarke von drei Milliarden Euro geknackt. Die Profitabilität liegt bei 18 Prozent. Trotz Sondereffekten in den letzten zwei Jahren werden wir auch in diesem Jahr über Vorkrisenniveau liegen“, so der CFO.

Sixt will die Elektro-Flotte

„Freiheit und Verantwortung als Mobilitätskonzern – zwei Seiten einer Medaille“ hatte Prof. Andrejewski seinen Vortrag überschrieben. Freiheit meint hier die freie Wahl in der persönlichen Mobilität – und das auch ohne eigenes Fahrzeug. Zur Verantwortung gehöre in hohem Maße das Thema Nachhaltigkeit – eine wichtige Richtschnur unternehmerischen Handelns bei Sixt. Ein großes Thema dabei: die Elektromobilität. „Wir können nicht erkennen, dass der Weg weg vom Auto führt. Die Anzahl der Autos nimmt nicht ab, 50 Millionen sind auf Deutschlands Straßen unterwegs, jedes Jahr kommen 3,5 bis 4 Millionen hinzu. Deshalb müssen wir uns mit dem Elektroantrieb, dem Aufbau einer eigenen Ladeinfrastruktur und der Beschaffung von sauberem Strom beschäftigen.“ Das ambitionierte Ziel von Sixt: Bis 2030 sollen in Europa 75 bis 90 Prozent der Flotte elektrisch fahren, bis 2024 sind 20 Prozent angepeilt. Um das erreichen zu können, hat das Unternehmen für die nächsten sechs Jahre 100.000 Fahrzeuge bei einem chinesischen Hersteller bestellt und sich damit auch Kritik ausgesetzt. Premium-Anbieter wie Sixt haben einen hohen Bedarf an Neufahrzeugen. Die Autos der Flotte sind meist nicht älter als sechs Monate. „In Europa konnten wir diese Menge an Elektrofahrzeugen für diesen Zeitraum aber nicht beschaffen“, so Prof. Andrejewski. Darüber hinaus beschäftigt sich das Unternehmen sehr mit dem Thema Taxonomie und der Einordung seines wirtschaftlichen Handelns als nachhaltig und CO2-neutral.

Im Anschluss hatten die Gäste wie gewohnt die Möglichkeit, Fragen zu stellen und eine rege Diskussion in Gang zu setzen. Und natürlich ließ es sich auch F.A.Z.-Herausgeber Carsten Knop, der die Q&A-Runde moderierte, nicht nehmen, seine journalistische Neugier zu befriedigen.

Für 2023 stehen noch drei weitere Wirtschaftsgespräche-Highlights auf dem Programm: Telekom-Chef Timotheus Höttges hat sich für den 12. Juli angekündigt. Dr. Dominik von Achten, CEO von Heidelberg Materials, wird am 12. September seinen Besuch nachholen, der wegen des großen Streiks Ende März ausfallen musste. Und für den 8. Dezember hat BMW-CEO Oliver Zipse sein Kommen zugesagt.

Fotos: Kirsten Bucher

 

„Wirtschaftsgespräche am Main“ ist ein exklusives Veranstaltungs- und Kooperationsformat, das die Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain gemeinsam mit der F.A.Z. und dem Hotel Steigenberger Icon Frankfurter Hof ausrichtet. In der Regel finden zwei bis vier Ausgaben pro Jahr statt.

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