Events 04.10.2022

Eintracht Frankfurt: Erste Blockchain-Konferenz im Stadion

„Die Tokenisierung wird die Welt verändern“

Normalerweise dreht sich bei einem ausverkauften Heimspiel von Eintracht Frankfurt alles um den Ball. Doch an einem Donnerstag im Herbst war das anders. Während auf dem Spielfeld der Rollrasen neu verlegt wurde, trafen sich im Adler Business Club mehrere Hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur ersten Eintracht-Blockchain-Konferenz. Worum ging's? Um Web 3.0 und das Metaverse, um NFTs, Token und Kryptowährungen und vor allem um die Frage: Haben wir es hier mit nachhaltiger Wertschöpfung zu tun oder sind das alles nur Luftschlösser? Die Wirtschaftsinitiative beteiligte sich bei der Veranstaltungspremiere als Partner.

Blockchain – das Thema ist schon lange nicht mehr nur für Nerds interessant. Viele Branchen beschäftigen sich damit, von der Finanz- und Immobilienwelt bis zum Sport-Marketing und dem Kunst-, Kultur- und Musik-Business. Angesichts der zahlreichen Krisen, die die Welt derzeit erlebt, stellt sich auch die Frage: Was kann die Blockchain-Technologie zur Lösung beitragen? Wirken Krisenszenarien hier als Innovationsbeschleuniger?

Block im Park

Warum Eintracht Frankfurt sich des Themas angenommen und mit „Block im Park“ sogar ein eigenes Format dazu aufgelegt hat, erklärte Axel Hellmann, Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt, zum Anpfiff der Veranstaltung. Der traditionsreiche Bundesligaclub sieht sich als wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Akteur, der die Entwicklung innovativer Zukunftstechnologien am Heimatstandort vorantreiben möchte. Dafür hat der Verein sogar eine eigene Tech-Tochter gegründet. „Wir wollen Technik für die breite Masse zugänglich machen und die Komplexität so übersetzen, dass am Ende über die Anwendung erkennbar wird, was wir alle davon haben“, so Hellmann. Dabei wird auch das Thema Nachhaltigkeit nicht ausgespart, denn Kritiker monieren den hohen Energieverbrauch der Blockchain. Für Eintracht Frankfurt ist insbesondere das Thema Digitales Merchandising interessant. „Der Markt reagiert hier positiv, aber gerade aus der Fanszene gibt es natürlich auch skeptische Stimmen. So mancher möchte nach wie vor lieber ein physisches Trikot als ein digitales besitzen.“

Während Hellmann vom „signifikantesten Disruptionsansatz seit Einführung des Internets“ sprach, bekannte Stefan Bender, dass er das Wort Disruption nicht allzu gerne benutzt. „Technologische Weiterentwicklung gefällt mir besser“, so der Leiter Unternehmensbank bei der Deutschen Bank, die als Co-Veranstalter der Blockchain-Konferenz fungierte. Bender bot in seiner Begrüßung einen kurzen Überblick zu den Auswirkungen der Tokenisierung auf den Finanzsektor und seine Geschäftsmodelle. Banken müssten hier definitiv reagieren und täten das bereits umfangreich. Non-fungible Token (NFTs) seien als digitale, nicht replizierbare Kennungen oder Besitznachweise zu verstehen, was bankseitig vor allem die Themen Wertpapierverwaltung, digitale Währungen, Geldwäsche und Regulatorik tangiere.

Auf dem Weg zum Web 3.0

In der anschließenden Keynote räumte Shelly Palmer schließlich mit den bekannten Buzzwords auf und lieferte Aufklärung rund um die alles andere als trivialen Basics der Blockchain. Für den renommierten New Yorker Professor und Tech-Experten ist die Erfindung des Internets mit der Demokratisierung der Information gleichzusetzen, während die Blockchain für ihn die Demokratisierung der Finanzen bedeutet. Während das Web 2.0 durch das Aufkommen zentralisierter und annähernd monopolistischer Plattformen wie Google und Facebook charakterisiert sei, werde das Web 3.0 dank Blockchain dezentralisierend wirken und ein Internet der digitalen Werte sein. Im Mittelpunkt des evolutionären Entwicklungsprozesses stehe der Begriff des Metaverse, das Palmer an der Schnittstelle zwischen physischer und digitaler Welt positioniert. Status aktuell: Web 2.5.

In verschiedenen Break-out-Sessions beleuchteten Experten aus Startups, FinTechs, etablierten Unternehmen und dem Investorenbereich dann die verschiedensten Themenaspekte. Dazu gehörte nicht zuletzt auch der bekannte Frankfurter Rapper und Musikproduzent Moses Pelham. Es ging unter anderem um NFTs in der Sportwelt, den Handel mit digitalen Währungen, Tokenized Real Estate und Smart Contracts, Token in Kunst, Kultur und Musik, Anforderungen an Deutschlands Infrastruktur, nachhaltige Wertschöpfung durch Blockchain-Technologie und das Metaverse als Zukunft des Entertainments. Darüber hinaus zeichnete die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Nachmittag live die aktuelle Folge ihres Digitec-Podcasts zum Thema Tokenisierung auf.

Fan-Erlebnisse in der digitalen Welt

Was früher in Europa die Panini-Bildchen und in Nordamerika die Baseball Cards waren, werden zukünftig wohl NFTs sein, so eine Erkenntnis in der Break-out-Session mit Sportschwerpunkt. Es gehe gerade bei den sogenannten Digital Collectibles darum, eine emotionale Verbindung herzustellen. „Bei der Fußballweltmeisterschaft 2026 in den USA, Mexiko und Kanada werden wir eine komplett andere Fan Experience sehen“, so Sumit Arora, Vice President von MLSE. Dem größten Sport- und Entertainment-Unternehmen Kanadas gehören unter anderem die wichtigsten Clubs im Eishockey, Football und Fußball in Toronto. „In zehn Jahren werden die reale und die digitale Welt beim Erleben von Sport zusammengewachsen sein“, ist er sich sicher.

Fazit: Dass die Tokenisierung die Welt verändern wird, darüber waren sich die Redner und Diskutanten weitestgehend einig. Wie genau, das lässt sich noch nicht in allen Einzelheiten abschätzen. Eintracht-Boss Axel Hellmann hatte es eingangs betont: „Wir werden heute keine finalen Antworten finden, aber dafür sorgen, dass jeder sich seine eigene Meinung bilden kann.“

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