Wirtschaftsgespräche am Main mit Joe Kaeser, Vorsitzender des Vorstands der Siemens AG
Die „Eigentümerkultur" in Deutschlands größtem Unternehmen zu stärken und neu zu entwickeln, ist eines der wichtigsten Anliegen des seit August amtierenden Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser. In seinem Vortrag vor den Gästen der 85. Wirtschaftsgespräche zeichnet er prägnant und detailreich seine große Veränderungs-Linie auf: Von der Vermittlung einer klaren Werthaltung bis hin zur werte-basierten Steuerung des Konzerns.
Siemens werde in der Welt, so Kaeser, nach wie vor mit vielen klassischen deutschen Tugenden wie Qualität und Sicherheit verbunden. In seiner Rede vollzog er - durchaus nachdenklich - die unterschiedlichen Entwicklungsphasen des Konzerns in den letzten Jahrzehnten nach. Immer wieder wechselnde Managementprogramme haben das Unternehmen und seine Geschäftsfelder fundamental verändert. Heute ist Siemens nach aktuellem Börsenwert immer noch das wertvollste deutsche Unternehmen. Nahezu 50 Prozent des Umsatzes werden allerdings mit anderen Produkten gemacht als noch vor sieben Jahren. Diese Umwälzungen unterstreichen die Wandlungsfähigkeit eines Konzerns, der oft als langsam bezeichnet werde.
Spürbar wichtig ist Joe Kaeser jedoch zugleich eine viel weiter reichende Veränderungs-Dimension des Managementhandelns: „Es gibt mehr zu verlieren als Geld - den Ruf und das Ansehen. Es ist darum wichtig, Sinn und Zweck meines Tuns als Unternehmen zu vermitteln und klar zu machen, was ich dafür leiste." Im Zentrum der Neuausrichtung unter seiner Führung steht daher die „Eigentümerkultur", womit er auf mehr Verantwortung und Entscheidungsspielräume im Unternehmen setzt. Sein Selbstverständnis knüpft an die Stärken der Siemens-Geschichte und ihres Gründers an und gründet darauf auch den unternehmerischen und technologischen Beitrag von Siemens zur Lösung der großen Herausforderungen durch Globalisierung, demografischen Wandel, Urbanisierung und Klimaveränderung. Ganz praktisch schließt „Eigentümerkultur" allerdings auch die Förderung der Aktien-Beteiligung der Belegschaft ein. An diesem Programm haben bereits 185.000 Mitarbeiter teilgenommen, so dass die Belegschaft bereits die zweitgrößte Aktionärsgruppe nach der Siemens-Familie darstellt.
In seiner Begrüßung dankte Professor Dr. Mathias Müller, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Wirtschaftsinitiative und Präsident der IHK Frankfurt, besonders Herrn Dr. Michael Kassner, dem Leiter der Siemens Region Rhein-Main, für sein vielfältiges Engagement in der Metropolregion FrankfurtRheinMain, das unter anderem den Besuch von Herrn Kaeser bei den Wirtschaftsgesprächen ermöglichte.