Urbanisierung, Globalisierung, Digitalisierung
Die Wirtschaft kennt ihn schon lange – den globalen Wettlauf. Spätestens seit das digitale Zeitalter angebrochen ist, spürt ihn jeder vor der eigenen Haustür. Auch die Urbanisierung ist nicht neu, sie prägt seit dem 19. Jahrhundert die gesellschaftliche Entwicklung und steht sinnbildlich für das Streben der Menschen nach besseren Lebens- und Arbeitsbedingungen. Und doch hat sich in den letzten 50 Jahren etwas entscheidend verändert: die Dimension und die Geschwindigkeit, mit der die Bevölkerung insgesamt wächst und in städtischen Regionen zusammenrückt. Die Dynamik dieses rasanten Prozesses ist vor allem in Asien um ein Vielfaches höher als etwa in Europa. Sieben der heute zehn größten Stadtregionen befinden sich in Asien. Der interkontinentale Standortwettbewerb ist längst eingeläutet. Die europäischen Ballungsräume sind gefordert, sich dieser Herausforderung zu stellen und die Chancen zu ergreifen, die das Erfolgsmodell Metropolregion bietet.
Megacities wachsen weiter
Die 7-Milliarden-Marke ist seit 2012 geknackt – Tendenz weiter steigend. Derzeit wächst die Weltbevölkerung um ca. 83 Millionen pro Jahr. Während 1950 nur etwa 30 Prozent der Menschen in Städten lebten, waren es 1980 bereits 40 Prozent. Heute sind es deutlich über 50 Prozent und 2050 werden es 65 Prozent sein. Mit der Zunahme der Stadtbevölkerung wächst auch die Größe der städtischen Agglomerationen selbst. Gab es 1950 mit New York und Tokio nur zwei, sind es heute an die 30 Megacities, die mindestens 10 Millionen Einwohner haben – die doppelte Größe der Metropolregion FrankfurtRheinMain. In den 20 größten Städten der Welt leben rund 380 Millionen Menschen. Für die globalisierte Wirtschaft sind die großen Metropolen somit die unverzichtbaren Schaltzentralen und Marktplätze, um Produkte, Kapital und Informationen auszutauschen und Mitarbeiter zu rekrutieren. So generiert etwa die Megacity Tokio ein um 50 Prozent höheres Bruttoinlandsprodukt als etwa das gesamte Land Spanien – ein beeindruckendes Beispiel. Wenngleich gerade die Megacities meist große Probleme in den Bereichen Verkehr, Umweltverschmutzung und Armutsbekämpfung haben, wird die wirtschaftliche Bedeutung von Metropolregionen fraglos weiter zunehmen und damit auch ihre politische Relevanz.
Motor Metropolregion
Was macht Metropolregionen eigentlich erfolgreich? Es ist die Kraft der Vielen, die Dynamik, Wettbewerb und eine höhere Produktivität erzeugt. Wo sich Wirtschaft und Politik konzentrieren, fallen Entscheidungen und entstehen Beschäftigungsmöglichkeiten. Kulturelle Vielfalt und eine ausgebaute Verkehrs- wie Kommunikationsinfrastruktur sorgen für eine hohe Verfügbarkeit von Waren, Talenten und Know-how und lassen Wissenschaft, Wissensaustausch und Innovation gedeihen. Metropolregionen sind heute nicht mehr und nicht weniger als die Motoren der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung.
Lissabon-Strategie: EU setzt „Metropolregionen“ auf die Landkarte
Auch in Europa ist die Urbanisierung ungebrochen - das rückt die entscheidende Rolle von Metropolregionen verstärkt in den Fokus. Deutschland verfügt heute über eine Stadtbevölkerung von 74 Prozent, bis 2050 wird dieser Anteil voraussichtlich auf 84 Prozent steigen. Aber: Da andere Regionen schneller wachsen und dynamischer sind, wird die Relevanz europäischer Metropolregionen im weltweiten Vergleich wohl zwangsläufig abnehmen. Die Europäische Union hat bereits zum Start des neuen Jahrtausends mit der sogenannten Lissabon-Strategie reagiert, die darauf abzielt, die Wettbewerbsfähigkeit, Produktivität und Innovationsgeschwindigkeit in Europa zu erhöhen. Seither hat die EU zahlreiche Maßnahmen angestoßen und umgesetzt, die konkret auf die Förderung und Entwicklung von Metropolregionen einzahlen. Das Nachfolgeprogramm „Europa 2020“ ist seit 2010 in Kraft. Für Europa gilt: Zukunft = Metropolregion!