Mitglieder 25.05.2020

„Wir Von Hier“: Zwei Deutsche Bank-Mitarbeiterinnen entwickeln kostenlose Shopping-App für lokale Einzelhändler

Fünf Fragen an Helen Schlott und Helena Held

Sie zählen zum Digital-Nachwuchs der Deutschen Bank und setzen sich dafür ein, den Lieblingsladen um die Ecke auf dem Weg ins digitale Zeitalter zu begleiten – in der Corona-Krise und darüber hinaus. Dafür haben sie gemeinsam mit einem Projekt-Team eine Shopping-App entwickelt, die „Wir Von Hier" heißt, gerade in die heiße Phase der Verprobung geht und hoffentlich bald in FrankfurtRheinMain zum Einsatz kommen wird. Im Interview berichten die Kolleginnen Helen Schlott und Helena Held, wie sie sich im März entschlossen haben, am Hackathon der Bunderegierung teilzunehmen und welchen Weg ihr Herzensprojekt seither genommen hat. Ein vorbildliches Engagement, finden wir!

Wie ist „Wir Von Hier" entstanden, wer steckt dahinter und warum engagieren Sie beide sich in diesem Projekt?

Mitte März rief die Bundesregierung zur Teilnahme am WirVsVirus-Hackathon auf, in dessen Rahmen Lösungen für verschiedenste Fragestellungen in der Corona-Krise entwickelt werden sollten. Da wir beide schön öfter an der Organisation solcher Wettbewerbe beteiligt, aber nie als Teilnehmerinnen dabei waren, juckte es uns in den Fingern. Außerdem war es jetzt mehr denn je relevant, kreative Lösungen zu entwickeln. Gesagt, getan – und schon haben wir als Freundinnen gemeinsam für 48 Stunden „mitgehackt".

An einem Freitagabend ging es los und über den Messenger-Dienst Slack wurden die verschiedensten Herausforderungen in mehr als zehn Kategorien diskutiert. Schnell entstand eine Verbindung mit anderen Teilnehmern, die ebenso wie wir gerne die lokalen Läden vor unserer Haustür unterstützen wollten. Daher haben wir kurzerhand beschlossen, ein Team zu werden und losgelegt. Während des Hackathons waren wir ein 20-köpfiges Team und haben innerhalb der zwei Tage einen ersten Prototypen, ein Businesskonzept sowie einen Erklärfilm für die App erstellt.

Und danach war für uns klar: Es soll und wird weitergehen. Wir verfolgen mit unserer App „Wir Von Hier" ein viel langfristigeres Ziel, als allein die Unterstützung während der Corona-Zeit. Wir wollen unsere Lieblingsläden gezielt auf dem Weg ins digitale Zeitalter unterstützen und damit auch einen Beitrag leisten, das Stadtbild, das wir alle kennen und lieben, nachhaltig aufrechtzuerhalten.

Wie unterscheidet sich die Shopping-App von anderen aktuellen Initiativen? Und welche Synergien sehen Sie – zum Beispiel mit der regionalen Plattform HelfenFRM.de?

Während der akuten Shutdown-Phase sind viele Initiativen entstanden, die Kunden die Möglichkeit bieten, Gutscheine bei ihrem Lieblingsladen zu kaufen und diese später einzulösen. Mit „Wir Von Hier" haben wir einen anderen Ansatz verfolgt und uns besonders auf die noch nicht digital-affinen Einzelhändler, die über keinen Online-Shop, Social Media-Account oder ähnliches verfügen, konzentriert. Wir wollen ihnen aufzeigen, wie sie ihren stationären Verkauf mit dem digitalen Weg sinnvoll ergänzen können.

Wir sind aber sehr daran interessiert, auch mit anderen Plattformen zusammenzuarbeiten – vor allem, wenn es uns allen damit gelingt, die Nutzererfahrung aus Kunden- und Händlersicht noch weiter zu verbessern. So kann es beispielsweise eine Option sein, einen gemeinsamen Datenpool aufzubauen, sodass sich Einzelhändler nur einmalig registrieren und dann direkt bei mehreren Seiten gelistet sind. Oder aber, dass man einzelne Schritte der Customer Journey gezielt mit Partnern verwirklicht. In puncto Lieferservice oder einer dedizierten Unterstützung rund um Digitalisierungsthemen denken wir beispielsweise genau in diese Richtung.

Wie funktioniert „Wir Von Hier" für Einzelhändler?

Einzelhändler können sich ganz einfach auf unserer Website unter www.wirvonhier.net vorab registrieren. Sehr gerne unterstützen wir aus dem „Wir Von Hier"-Team bei der Anmeldung. Perspektivisch wird es auch möglich sein, über ein entsprechendes Händler-Frontend die Daten selbst zu pflegen, zu ergänzen und zu erweitern. Die Nutzungshürden sind dabei bewusst so niedrig wie möglich gehalten und die App ist für die Händler selbstverständlich kostenlos.

Und wie profitieren die Kunden?

Wir wollen ein Einkaufserlebnis schaffen, das es Kunden möglich macht, lokale Läden vom Sofa aus zu erkunden – ohne in der Online-Welt den persönlichen Kontakt missen zu müssen. Der Kunde soll erfahren: Wer steckt hinter dem Laden? Aus Kundensicht ist dafür kein Login nötig, sondern nur die Eingabe von Postleitzahl oder Standort. Darauf basierend bekommt der Kunde alle Einzelhändler in seiner Umgebung angezeigt und kann sich durch die einzelnen Stories „swipen". Ist der passende Laden gefunden, kann sich der Kunde auf dem jeweiligen Profil über das genaue Angebot sowie Kontaktmöglichkeiten informieren.

Wo steht die App in der Region FrankfurtRheinMain? Wann können wir sie hier nutzen?

Grundgedanke der „Wir Von Hier"-App ist es, zunächst eine Plattform zu schaffen, die Einzelhändler und potenzielle Kunden miteinander verknüpft. Das macht es essentiell, dass wir zunächst eine ausreichende Zahl an lokalen Einzelhändlern in einer Stadt oder Region zusammen haben. Sobald das der Fall ist, geht diese Stadt in der „Wir Von Hier"-App live. Damit können die Läden von Kunden entdeckt und direkt kontaktiert werden. Zahlungs- und Lieferungsbedingungen vereinbaren Kunde und Laden dann direkt miteinander – individuell und unkompliziert.

Aktuell arbeiten wir mit Hochdruck im Team daran, das „Minimum Viable Product" (MVP) zu finalisieren und es im Anschluss mit ersten Partnerstädten zu verproben. Sobald es soweit ist, freuen wir uns darüber, auch viele Einzelhändler aus der Rhein-Main-Region mit in unsere Testgruppe aufnehmen zu können.

Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg mit diesem Projekt!

Mehr unter:
www.wirvonhier.net
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www.youtube.com/channel/UCpEhMtGgGNzRTCs5LqvhCdw
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Zur Person:
Helen Schlott hat Finanz- und Informationsmanagement studiert und ist 2016 als IT Graduate Trainee zur Deutschen Bank gekommen. Seit drei Jahren gehört sie dem Team New Digital Ecosystem an, das zum Beispiel die Kooperation mit dem Startup Finanzguru betreut. Hier verantwortet sie mit externen Kooperationspartnern die Entwicklung eines Ökosystems rund um das Thema „Home/MeinZuhause".

Helena Held hat ihr Studium in Maastricht (Niederlande) und Seoul (Korea) absolviert und war anschließend mehr als fünf Jahre im Privatkundengeschäft tätig, zunächst im Inhouse Consulting der Deutschen Bank, später im Chief Digital Office der Postbank. Durch die Integration von Postbank und Deutscher Bank wechselte sie schließlich von Bonn nach Frankfurt ins Team New Digital Ecosystem.

 

Fotos © Wir Von Hier

 

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