Mitglieder 28.03.2019

Neumitglied Zühlke: Welcome-Interview mit Stefan Grasmann und Philipp Harrschar

„FrankfurtRheinMain hat das Zeug dazu, eine führende Innovationsmetropole zu werden“

Im Gespräch mit Stefan Grasmann und Philipp Harrschar, Managing Director Competence Center und Director Business Development bei unserem Neumitglied Zühlke – über Ideen und ihren Weg zur „funktionierenden" Business-Innovation, ein aktuelles „Traumprojekt" und die Zukunft der Metropolregion als Start-up-Standort. Herzlich willkommen!

Herr Grasmann, Herr Harrschar: Zühlke ist vielen Menschen in FrankfurtRheinMain sicher schon häufig begegnet, denn an der A66 springt das lilafarbene Logo Ihres Unternehmens auf Höhe Eschborn sehr markant ins Auge. Doch welche Story steckt dahinter?

Grasmann: „Empowering Ideas" – das ist der Kern von Zühlke. Seit über 50 Jahren. Wir sind auf der Welt, um Innovationen zu schaffen, die im Markt erfolgreich sind. Wir betreiben Innovation Consulting und setzen die besten Ideen auch gleich für unsere Kunden um. Dabei vereinen wir viele unterschiedliche Skills, von agilem Software Engineering bis Elektronik und Kunststofftechnik, von regulierter Entwicklung bis User Experience Design. „Patchwork" trifft es gut, wir denken und arbeiten durch und durch interdisziplinär. Als Schweizer Unternehmen, das sein Deutschland-Geschäft bereits 1998 in der Rhein-Main-Region angesiedelt hat, sind wir ein etablierter Bestandteil der Business Community – hier wie dort. In Eschborn beschäftigen wir derzeit rund 150 Mitarbeiter und es sollen noch mehr werden. Vor nicht allzu langer Zeit haben wir unser neues und in der Tat gut sichtbares Gebäude bezogen – unseren „Innovation Campus". Der Name ist Programm: Das Gebäude bietet uns viel Spielraum, gemeinsam mit unseren Kunden kreativ zu werden. Daneben gibt es vier weitere deutsche Zühlke-Niederlassungen, die sehr eigenständig agieren.

Wie kommt denn „das Neue" in die Welt? Und wie unterstützt Zühlke hier als „Geburtshelfer"?

Grasmann: Innovation, das heißt bei uns, neue Produkte und Services zu erschaffen, die aktuelle Trends aufgreifen und technisch exzellent funktionieren. Diese Produkte und Services haben immer das Ziel der Customer Centricity: Sie sollen unsere Kunden „näher ran bringen an deren Kunden" und diese begeistern. Last but not least müssen diese Produkte auch ökonomisch „funktionieren". Die Investition muss sich rechnen – und häufig sogar neue Geschäftsmodelle erschließen. Dieser Dreiklang aus Technologie, User Experience und Business-Fokus ist unser „Sweet Spot". Digitalisierung und Automatisierung bereiten den Boden für unser Geschäft. Zu uns kommen ganz unterschiedliche Unternehmen, aus unterschiedlichen Branchen, aus unterschiedlichen Gründen. Das macht unsere Wettbewerbssituation sehr diversifiziert.

Harrschar: Wichtig zu wissen ist: Wir sind keine Unternehmensberater, die ein schönes Konzept erstellen und sich dann verabschieden. Im Mittelpunkt steht, eine zuverlässig funktionierende und benutzbare Innovation aus Software und / oder Hardware zu erschaffen. Wir nennen das gerne „From Stars to Road" – wir bringen die Ideen auf die Straße. Dafür gestalten wir auch schon mal ein neues Interaktionsdesign oder werfen einen 3-D-Drucker in unserer Kellerwerkstatt an.

Was sind Ihre derzeit größten oder wichtigsten Leuchtturmprojekte?

Grasmann: Da fällt mir aktuell zu allererst ein Case ein, den ich tatsächlich als „Traumprojekt" bezeichnen würde. Wir durften thyssenkrupp Elevator dabei unterstützen, den Verkaufsprozess für Treppenlifte zu verändern oder vielmehr zu revolutionieren. Das Ziel war es, die Zeit zwischen dem Besuch des Vertriebsmitarbeiters vor Ort und dem Einbau des Treppenlifts zu verkürzen. Nun ist das Sales Team mit über 150 virtuellen Brillen und Tablets ausgerüstet. Eine Augmented Reality-Software hilft dabei, die Daten und Aufmaße direkt einzuspeisen und dem Kunden in der realen Umgebung zu zeigen, wie das Ganze aussehen wird. Das Ergebnis: Der Prozess von Aufmaß bis Installation dauert nur noch zwei statt bisher bis zu acht Wochen.

Das klingt ja ziemlich nach Zukunft. Welche sind die Zukunftsthemen, die Sie aktuell am meisten beschäftigen?

Grasmann: Das Internet der Dinge steht nach wie vor im Fokus. Die Basistechnologie kostet zunächst relativ viel Geld, aber sie ermöglicht unseren Kunden den Quantensprung, sich vom Produkt- zum Serviceanbieter zu entwickeln. Diese Vernetzung ist Grundlage für alles, was in Sachen Data Science und Künstliche Intelligenz noch kommen wird. Deshalb muss das wasserdicht laufen. Mixed beziehungsweise Augmented Reality spielt auch hier eine wichtige Rolle.

Harrschar: Natürlich war und ist auch Blockchain ein großes Thema. Vor allem die Frage, wie diese Technologie nicht nur sinnvoll, sondern auch ethisch sauber eingesetzt werden kann. Blockchain wird ja leider oft nur mit Bitcoin gleichgesetzt. Doch wir müssen anfangen, hier viel mehr über Plattformen und Ökosysteme nachzudenken – neue Dinge, die auch neue technische Grundlagen erfordern. Internet heißt heute: Informationen verteilen. In der Zukunft müssen wir es ermöglichen, Werte zu übermitteln. Blockchain bedeutet genau das. „Value over IP". Das bietet enorme Möglichkeiten.

Start-ups sind naturgemäß Brutstätten für Innovation. Wie bringt sich Zühlke in diesem Bereich ein?

Grasmann: Viele Start-ups sind inzwischen durchaus gut finanziert. Wir arbeiten gerne für sie und generieren hier mehr und mehr Umsatz. Dabei finden es die meisten jungen Unternehmen übrigens toll, mit Zühlke einen Partner zu haben, der mit all seiner Expertise beim Optimieren der Time-to-Market hilft. Auf der anderen Seite unterstützen wir aber auch Start-ups, die noch relativ am Anfang stehen – quasi unsere Kunden von übermorgen. Hier nutzen wir ein Mentoring-Programm. Wir laden einige zumeist regionale Start-ups zu einem kleinen Pitch ein. Überzeugen sie interessierte Mitarbeiter, können diese ihr Know-how in Form von Arbeitszeit einbringen. Denn jeder Zühlke-Kollege hat im Jahr bis zu 20 Tage für Fortbildung frei zur Verfügung. Wir motivieren unsere Kollegen dazu, einen Teil dieser Zeit in die Betreuung eines spannenden Start-ups zu investieren. Das lässt sich bislang recht erfolgreich an. Mit unserem Engagement für die STARTUP SAFARI FrankfurtRheinMain und das regionale Ökosystem bringen wir schließlich beide Ansätze zusammen. 2019 werden wir zum zweiten Mal als Unterstützer mit dabei sein. Nicht zu vergessen: Im Zuge der STARTUP SAFARI 2018 haben wir die Wirtschaftsinitiative kennen- und schätzen gelernt!

FrankfurtRheinMain und Start-ups, das war ja keine Liebe auf den ersten Blick. Jetzt entwickelt sich das Ökosystem mehr und mehr. Wo steht FrankfurtRheinMain hier aktuell?

Harrschar: Die Globalisierung wird weitergehen, die Arbeitskraftverknappung auch. Zühlke muss dort vertreten sein, wo die wichtigen Knotenpunkte sind. FrankfurtRheinMain ist ein solcher Hub – mit Blick auf Europa, aber auch darüber hinaus. Klar, die USA und Asien sind in vielerlei Hinsicht aktuell weiter und auch die europäische Standortkonkurrenz schläft nicht. Doch hier gibt es eine zentrale internationale Infrastruktur, Talente und Kunden, es ist Geld vorhanden. Beste Voraussetzungen für Start-ups.

Apropos Talente: Wie leicht oder schwer ist das Recruiting für Sie derzeit in unserer Region?

Harrschar: Man kann schon sagen: FrankfurtRheinMain „zieht", das Recruiting funktioniert gut. Eine Stellschraube sind für uns Hochschulkooperationen. Bislang arbeiten wir hier zum Beispiel mit der TU Darmstadt und der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden, aber da geht noch deutlich mehr. In der serbischen Hauptstadt Belgrad sind wir übrigens der beliebteste IT-Arbeitgeber, in FrankfurtRheinMain wollen wir das auch werden. Und gerade aktuell wurden wir zu den Top 10-Arbeitgebern in Deutschland gekürt.

Drehen wir mal die Uhr weit nach vorne: Wo wird die Metropolregion FrankfurtRheinMain in 20 Jahren stehen – und wo Zühlke?

Harrschar: Da bin ich doppelter Optimist! Zühlkes Geschäftsmodell 2039 kennen wir heute noch nicht. Aber ich bin sicher, wir werden uns bis dahin mehrfach neu erfunden haben. In meiner Vorstellung werden wir weiterhin die erste Adresse in unserem Bereich und global vertreten sein und natürlich nach wie vor Wettbewerbsvorsprung für unsere Kunden generieren. Und FrankfurtRheinMain? Hat das Zeug dazu, eine führende internationale Innovationsmetropole zu werden, die sich vielleicht sogar unter den Top 10 wiederfindet. Warum ich glaube, dass das klappt? Weil wir mit der Kombination aus Innovations- und Wirtschaftskraft einen entscheidenden Vorteil haben. Natürlich müssen wir den auch nutzen und vor allem die Innovationskraft hochhalten.

Was gefällt Ihnen ganz persönlich am Engagement für die „regionale Sache"?

Harrschar: Der Mix macht's in FrankfurtRheinMain. Hier gibt es eine bodenständige Kultur, die auf geballtes Business trifft, gepaart mit „Ich bin in zwei Stunden in XYZ". Und obendrauf kommen noch Stadtwald, Rheingau und Taunus in Schlagdistanz. Für mich ein sehr guter Grund, mich für diese besondere Region einzusetzen!

Vielen Dank für das Gespräch.

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Zu den Personen

Stefan Grasmann ist Mitglied der Geschäftsleitung bei Zühlke Deutschland und leitet das Competence Center mit über 200 hochqualifizierten Mitarbeitern an 5 Standorten. Er begeistert sich einerseits für New Work-Themen wie Selbstorganisation und moderne Führung, andererseits für Technologietrends wie IoT, AI, AR und Blockchain. Außerdem treibt Stefan Grasmann die Vernetzung von Zühlke in die Start-up-Szene in FrankfurtRheinMain voran.

Philipp Harrschar ist Partner der Zühlke Gruppe und verantwortet die Geschäftsentwicklung in Deutschland für die Bereiche Banken & Versicherungen und Transport & Logistik. Seit seinem Studium der Informatik am Karlsruhe Institute of Technology arbeitet er im Bereich Professional Services für Technologie & Innovation, vor seiner Zeit bei Zühlke als Geschäftsführer und Managementberater. Aktuelle Beratungsthemen sind neben dem übergreifenden Thema Digitalisierung insbesondere Plattformen & Ökosysteme, Produktinnovation, Prozessinnovation und Customer Experience.

Fotos © Zühlke Engineering Gmb

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