Mitglieder 13.07.2018

Interview mit Stefan Klos, Geschäftsführender Gesellschafter von PROPROJEKT

„Sport ist keine Randfliese des städtischen Zusammenlebens, sondern der Fugenkitt“

Im Gespräch mit Stefan Klos, Geschäftsführender Gesellschafter von PROPROJEKT – über den Standort- und Wirtschaftsfaktor Sport und die Chancen für FrankfurtRheinMain, die Lehren aus internationalen Mega-Events und eine erfolgreiche Staffelübergabe.

Herr Klos, Sie waren über zehn Jahre Co-Geschäftsführer, vor genau einem Jahr hat sich Gründer Hanskarl Protzmann aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Was dürfen Ihre Kunden von der „neuen" PROPROJEKT erwarten? Wofür soll PROPROJEKT heute und morgen stehen?

Das „pro" vor dem Projekt stand auch in unserem Gründungsjahr 1996 nicht nur für den Initiator Hanskarl Protzmann, sondern immer schon für eine „pro"-aktive Begleitung unserer Kunden und eine „pro"-fessionelle Herangehensweise. Wir mögen keine Aufgaben von der Stange und holen keine Konzepte aus der Schublade. Wir haben Spaß daran, unsere Geschäftspartner immer wieder aufs Neue maßgeschneidert und individuell zu beraten, also „pro" Projekt. Und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.

Nach Ihren Erfahrungen: Wie gelingt ein guter Generationenwechsel im Management? Welchen Rat können Sie hier anderen, vor allem inhabergeführten, Unternehmen geben?

Hanskarl Protzmann hat seinerzeit etwas wohl eher Unübliches getan. Als unser junges Unternehmen um die Jahrtausendwende langsam zu wachsen begann, hat er die Leitungsaufgaben nicht an die nächste, sondern direkt an die übernächste Generation übergeben. Unser heutiger Prokurist Friedemann Tutsch und ich haben bereits mit Anfang 30 die richtig großen Projekte leiten und Führungsrollen übernehmen dürfen. Das erforderte damals durchaus einiges an Mut und die seltene Fähigkeit loszulassen, aber der Erfolg gibt ihm recht: Heute beschäftigen wir in Frankfurt und Berlin 20 hochmotivierte Projektmanagerinnen und Projektmanager in einer langfristig gewachsenen und nachhaltig stabilen Unternehmensstruktur.

Was sind Ihre derzeit größten oder vielmehr wichtigsten „Leuchtturmprojekte"?

Lassen Sie uns lieber von „Leuchtturmkunden" sprechen. Wir haben das große Glück, Wiederholungstäter sein zu dürfen und viele große Kunden in der Metropolregion immer wieder bei den besonders komplexen Projekten begleiten zu können. Dazu gehört derzeit unter anderem die Unterstützung der Projektleitung der DomRömer GmbH für die kürzlich neu eröffnete Frankfurter Altstadt, die übergeordnete Koordination der Baulogistik für die Fraport AG oder die langjährige Beratung der Stadt Frankfurt bei komplizierten Vergabeverfahren.

Wir sind mittlerweile aber auch überregional und international tätig. Seit über zehn Jahren begleitet unser Berliner Büro das Programm „Nationale Stadtentwicklungspolitik" des Bundesbauministeriums mit dem alljährlichen Bundeskongress, der im September dieses Jahres übrigens zum Thema „Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse" in Frankfurt am Main stattfinden wird.

Neben großen Immobilienprojekten und Infrastrukturmaßnahmen gehören auch internationale Mega-Sport-Events zu Ihrem Portfolio. Geht es um Bewerbungskonzepte für Olympische Spiele oder die Fußball-WM, sind Sie weltweit eines der wenigen Unternehmen, die das können. Wie kam es dazu und was sind die Herausforderungen angesichts einer zunehmenden öffentlichen Skepsis gegenüber diesen Großveranstaltungen?

Zu unseren Kernkompetenzen zählt tatsächlich von Anfang an auch die Konzeption von Sportveranstaltungen und Sportinfrastrukturen. So haben wir für den Deutschen Olympischen Sportbund nicht nur den Bau des neuen Hauses des Sports in Frankfurt und des Deutschen Hauses während der Winterspiele 2018 in Südkorea gesteuert, sondern waren auch maßgeblich an den Bewerbungen um Olympische und Paralympische Spiele in Leipzig, München und Hamburg beteiligt. Und erst vor wenigen Tagen haben wir im Auftrag des Deutschen Fußball-Bunds die Bewerbungsunterlagen um die UEFA Europameisterschaft 2024 fertiggestellt.

Zentraler Anspruch unserer Arbeit war und ist dabei immer die Verknüpfung der konkreten Planungen mit den langfristigen Entwicklungsperspektiven der jeweiligen Städte bzw. Regionen, um zu verhindern, dass Infrastrukturen für ein paar Tage gebaut werden, für die es keinen nachhaltigen Bedarf gibt. Wenn wir das Vertrauen der breiten Öffentlichkeit in den Nutzen von großen Sportveranstaltungen zurückgewinnen wollen, ist das in Zukunft keine Kür, sondern eine Pflichtaufgabe!

Ihr Unternehmen ist ein langjähriger regional- und stadtplanerischer Wegbegleiter von FrankfurtRheinMain, zudem ein Gründungsmitglied der Wirtschaftsinitiative. Auf der anderen Seite sind Sie in Ihren Projekten sehr international unterwegs. Wenn Sie beides zusammenbringen: Was macht eine Metropolregion zukunftsfähig und erfolgreich?

Ich würde mir persönlich wünschen, dass die Synergien aus Sport und Stadt, die wir in unserer täglichen Arbeit bei PROPROJEKT erleben, auch in FrankfurtRheinMain erkannt und genutzt werden. Denn der Sport übernimmt nicht nur eine tragende Rolle im gesellschaftlichen Zusammenleben, sondern wird auch mehr und mehr ein Standort- und Wirtschaftsfaktor: Er stärkt nach innen den sozialen Zusammenhalt und die Integration und dient der Gesundheit und Prävention. Er prägt nach außen die gefühlte Lebensqualität und die Identifikation im zunehmenden Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte.

Im Global Sports Impact Report 2017 liegt Frankfurt auf Platz 346 und damit weit hinter Berlin, Köln, Stuttgart, Leipzig und Düsseldorf. Wenn Sie bei Google nach „Sport Stadt" suchen, landet Frankfurt unter den elf einwohnerstärksten Städten in Deutschland auf dem letzten Platz. Um die vielfältigen sozialen und wirtschaftlichen Positiv-Effekte, die der Sport mit sich bringt, noch besser für die Metropolregion nutzen zu können, müssen wir als Planer und Entwickler bessere Angebote schaffen. Vor allem solche, die dem sich rapide verändernden Sportverhalten unserer Bürgerinnen und Bürger entsprechen. Denn Sport ist keine Randfliese des städtischen Zusammenlebens, sondern der Fugenkitt!

Blick nach vorne: Wo wird die Metropolregion FrankfurtRheinMain in 20 Jahren stehen – und wo PROPROJEKT?

Der Weg wird ein gemeinsamer sein, davon bin ich fest überzeugt. PROPROJEKT wird auch in 20 Jahren noch fest in der Metropolregion verankert sein und alle beide werden bis dahin hoffentlich gesund gewachsen sein und national wie international an Profil gewonnen haben.

Vielen Dank für das Gespräch.

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Zur Person

Dipl.-Ing. Stefan Klos studierte Bauingenieurwesen im Fachgebiet „Raum- und Infrastrukturplanung" an der TH Karlsruhe und am Indian Institute of Technology in Neu-Delhi. Seit 2001 arbeitet er bei PROPROJEKT, seit 2005 als Geschäftsführender Gesellschafter. Er hält 66 Prozent der Unternehmensanteile, die restlichen 34 Prozent sind im Besitz des Partnerbüros AS+P Albert Speer + Partner.

Fotos © HHVision, PROPROJEKT, Milena Schloesser

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