Startups 28.09.2017

STARTUP SAFARI FrankfurtRheinMain: Gemeinsam durch den Gründer-Dschungel

Start-up-Standort mit Potenzial

Mit den Weiten der Savanne hatte sie nichts zu tun. Und doch erwartete die Teilnehmer der „STARTUP SAFARI FrankfurtRheinMain" eine waschechte Expedition. Das erfolgreiche Event-Format, das Ende September zum ersten Mal in der Metropolregion haltmachte, bot die Möglichkeit, die Start-up-Landschaft in Frankfurt, Wiesbaden, Mainz, Darmstadt und Offenbach zu erkunden und in das regionale Ökosystem einzutauchen. Die Wirtschaftsinitiative war als Partner mit von der Partie und richtete eine Abendveranstaltung aus, Mitglieder engagierten sich als Gastgeber oder begaben sich selbst auf Safari. Das Fazit von Geschäftsführer Jörg Schaub: „Ein hervorragendes Vehikel, um junge Start-ups, etablierte Unternehmen, Geldgeber, Wirtschaftsförderer und bestehende Netzwerke zusammen- und die Region voranzubringen."

60 Programmpunkte mit 100 Akteuren, fünf Städte, eine Region: „2017 war genau das richtige Jahr, um die STARTUP SAFARI nach FrankfurtRheinMain zu holen. Gerade in den vergangenen zwei Jahren hat sich am Standort eine Menge getan. Es gibt viele Leuchttürme und jetzt wollen wir das Start-up-Ökosystem der ganzen Region zum Strahlen bringen", sagte Caroline Wagner von der Frankfurter Digitalberatung Candylabs, die das Event organisiert und sich um den reibungslosen Ablauf der beiden prallgefüllten Tage gekümmert hatte. Die Wirtschaftsprüfer von PwC machten im eigenen Haus den Auftakt. Das Wirtschaftsinitiative-Mitglied lud zum Opening-Breakfast und zu einer Tour durch das neue „Experience Center" in den Tower 185. Für die rund 550 angemeldeten Teilnehmer hieß es im Anschluss, sich tatsächlich auf die Reise durch den urbanen Dschungel und auf den Weg zur nächsten Veranstaltung zu machen. Zu Fuß, per ÖPNV, Auto oder Taxi, auf eigene Faust oder am besten spontan gemeinsam. Caroline Wagner: „Es gehört zum Charakter der STARTUP SAFARI, dass die Teilnehmer sich hier selbst organisieren, sich darüber kennenlernen und sofort mit der Vernetzung beginnen."

Auf der Suche nach den „Unicorns" aus FrankfurtRheinMain

Gründerzentren wie das TechQuartier in Frankfurt, der Heimathafen in Wiesbaden und Ostpol in Offenbach stellten sich vor, ebenso Co-Working-Spaces wie VABN und verschiedene Inkubatoren und Acceleratoren, darunter der main incubator. Der main incubator ist eine Tochter der Commerzbank und agiert selbst wie ein Start-up. Aufgabe des Unternehmens ist es, Start-ups zu finden und zu fördern, die einen Mehrwert für Bankkunden bieten und die Innovationskraft der Bank stärken. Seit 2014 habe der main incubator mit rund 750 Start-ups gesprochen und zehn Investments umgesetzt, darunter nur eines in FranfurtRheinMain, beschrieb Geschäftsführer Matthias Lais die Suche nach dem „Unicorn". Es zeichne sich aber insgesamt ein Fokus auf B2B-Modelle ab, was besonders für Frankfurt interessant sei.

In Darmstadt öffneten zudem große Player wie das Raumfahrtzentrum ESA und der Pharmakonzern Merck ihre Türen. Auch der Industriepark Höchst bot Einblicke in seine Start-up-Aktivitäten. In großer Vielfalt und Branchenbandbreite präsentierten sich natürlich die Start-ups selbst – so etwa Thesius und HitchOn in Mainz, Emma-Matratze, Giromatch oder Ginmon in Frankfurt. Weit gefehlt zu glauben, in der Region drehe es sich ausschließlich um Gründungen im FinTech-Bereich. Ein spannendes Beispiel: COBI aus Frankfurt-Bockenheim. Das 2014 gegründete Unternehmen bietet eBike- und Fahrradfahrern die Möglichkeit, mittels eines kleinen „Cockpits" das Smartphone als Steuerungs-, Infotainment- und Display-Einheit zu nutzen. Co-Founder Tom Acland berichtete anschaulich von den Kinderkrankheiten seines Produkts und den Schwierigkeiten, mit denen Gründer zu kämpfen haben – bis hin zur fehlenden Unterstützung aus Politik und Verwaltung, obwohl COBI sogar einen renommierten Gründerpreis gewonnen hatte. FrankfurtRheinMain lobte der gebürtige Brite jedoch als „echt guten Platz zum Gründen". „Hier gibt es zudem keine Hype-Blase und man hat die Chance, etwas herauszustechen", so Acland. Die „Exit-Bombe" platze dann noch während der STARTUP SAFARI. COBI wird von Bosch eBike Systems, einer Bosch-Tochtergesellschaft, übernommen. Das Unternehmen wird jedoch auch in Zukunft unter der Marke COBI weitergeführt.

In der Aktivierungsphase

Den Schlusspunkt der Safari, bevor es ans gemeinsame Feiern ging, setzte das Beratungsunternehmen EY mit einem Rundumschlag. Wo steht das Start-up-Ökosystem FrankfurtRheinMain und wo soll es hingehen? EY, ebenfalls Wirtschaftsinitiative-Mitglied, hat bereits zahlreiche Studien zum Thema durchgeführt und viele Zahlen und Daten zusammengetragen. So liegt die Region bei Finanzierungsrunden auf nationaler Ebene deutlich hinter Berlin, München und Hamburg und steht im EU Digital City Index auf Platz 25 von 60. Aber: Zum ersten Mal sei Frankfurt im Startup Genome Report zu finden. Hier wird der Region bescheinigt, sich in der „Aktivierungsphase" zu befinden. „Wir sind als Start-up-Standort spät gestartet, aber haben viel Potenzial", war sich die Diskussionsrunde einig, in der Vertreter von WI Bank, Hessischem Wirtschaftsministerium, Deutscher Börse, Frankfurt Main Finance und TechQuartier Präsenz zeigten. Die Stärken der Region – von Infrastruktur bis Internationalität und Konnektivität, von Kapital bis Wirtschaft und Wissenschaft – seien unstrittig. Nachholbedarf gebe es jedoch mit Blick auf Kooperationen, steuerliche Anreize und Finanzierungsbereitschaft. Von den Teilnehmern wurden hier insbesondere auch die WIBank und das Ministerium in die Pflicht genommen. Das TechQuartier, das als Veranstaltungsort zahlreicher Safari-Sessions diente, gilt unterdessen als Erfolgsbeispiel – hat der von Land, Stadt und Wirtschaft gemeinsam aus der Taufe gehobene FinTech-Hub sich doch binnen eines Jahres bestens entwickelt und sogar bereits expandiert.

Die STARTUP SAFARI hat ihren Ursprung in Berlin, ist mittlerweile aber auch in anderen europäischen und sogar afrikanischen Metropolen wie Paris, Athen, Kairo oder Bishkek in Kirgistan vertreten.

Fotos © Tamara Eda Temucin