Mitglieder 02.11.2016

Interview mit Otto Völker, Vorstand der Binding-Brauerei

„Mit Mut und Eigenverantwortung können wir unsere Region gemeinsam voranbringen“

Im Gespräch mit dem Binding-Chef – über Tradition und Zukunft, die vielen Facetten von FranfurtRheinMain und das regionale Kulturgut Bier.

Herr Völker, das Bier der Binding-Brauerei ist ein echtes Frankfurter Original und gehört zu Stadt und Region wie Goethe, Grie Soß und Äppelwoi. Wie zeigt das Unternehmen seine Standortverbundenheit?

Wir sind Frankfurter Bierbrauer, stehen seit mehr als 145 Jahren in der Tradition unseres Gründervaters und schätzen uns glücklich, dass die Menschen unserer Heimatregion gerne bei einem Binding-Bier zusammenkommen. Unser Frankfurter Original hat daher nicht nur bei unseren Partnern in Gastronomie und Handel seinen festen Platz. Gerne sind wir auch in der Vereinsförderung, zum Beispiel in der Fastnacht, und im Sponsoring schöner Veranstaltungen, etwa dem Museumsuferfest, aktiv. Zudem engagieren wir uns mäzenatisch: Als eine der höchstdotierten Kulturauszeichnungen Deutschlands ehrt der Binding Kulturpreis seit mehr als zwei Jahrzehnten Kulturschaffende aus Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet.

All dies und vor allem unser intensives ehrenamtliches Engagement in Initiativen und Institutionen unterstreicht unser Bekenntnis zur Region.

Es ist immer wieder zu lesen: Die Deutschen trinken weniger Bier. Wie sieht es in FrankfurtRheinMain aus? Leben wir in einer Biertrinker-Region?

Die Region FrankfurtRheinMain wächst, wobei die Zahl der Biergenießer nicht in gleichem Maße zunimmt. Hinzu kommen der Generationeneffekt – mehr Ältere, weniger Jüngere – oder auch neue Konsumgewohnheiten. Infolgedessen sinkt der Durchschnittsverbrauch. Statistisch gesehen benötigt man zum Beispiel allein für jeden ab 50-Jährigen mehr als vier 18- bis 29-Jährige, um den Verbrauch konstant zu halten. Aber dies ist natürlich unmöglich.

Was erwarten die Konsumenten von einer modernen Biermarke? Wohin entwickelt sich der Bier- und Getränkemarkt?

Wir leben in einer Region mit vielen Facetten: Hier trifft Vergangenheit auf Zukunft, Kommerz auf Kultur, Business auf Bodenständigkeit, derber Humor auf Herzlichkeit. Da passt ein so ehrliches, echtes und unverfälschtes Bier wie unser Binding, das traditionellen Genuss mit zeitgemäßem Geschmack vereint, doch hervorragend.

Das Gute ist: Regionale Marken erleben zurzeit eine echte Renaissance, und das gilt auch fürs Bier. Regionale Herkunft, Identität und Authentizität sind wieder „in". Genau das leben wir, wenn wir Binding für die Menschen in unserer Region brauen und als Frankfurter Original anbieten. Eine Aufgabe, die wir mit Leidenschaft in einem hart umkämpften Regionalmarkt erfüllen und die uns ganz schön auf Trab hält. Viele Biermarken streben in die wachsende Region FrankfurtRheinMain. Es ist daher keine Selbstverständlichkeit, aber eine schöne und lösbare Herausforderung, unsere Marktposition zu behaupten. Deshalb halten wir uns gerne an das Lebensmotto unseres Gründers Conrad Binding: „Rastlos vorwärts sollst Du streben, nie ermüdet stille stehn, willst Du die Vollendung sehn."

Wo liegen die größten Chancen und Herausforderungen für FrankfurtRheinMain? Wie kann die Region es schaffen, sich bestmöglich zukunftsfähig aufzustellen und eine starke, attraktive, erfolgreiche Region zu sein und zu bleiben?

Frankfurt wird heute als dynamische Finanz- und Messemetropole mit der imposantesten Skyline Deutschlands, mit dem größten deutschen Flughafen und als wichtigster deutscher Internetknoten wahrgenommen. Doch Frankfurt ist keine reine Dienstleistungsstadt. Auch die Produktion und Veredelung von Gütern spielen hier immer noch eine sehr starke Rolle. Die Industrie ist der größte Gewerbesteuerzahler und ein großer Arbeitgeber, nicht der Finanzsektor. Dies macht Stadt und Region krisenresistenter als monostrukturierte Dienstleistungszentren. Es können sich nun mal nicht alle Menschen gegenseitig die Haare schneiden.

Namen wie Karl der Große oder die Goldene Bulle sind mit Frankfurt ebenso unzertrennlich verbunden wie die Paulskirche als Wiege der deutschen Demokratie. Wir sind aber auch sportlich ordentlich aufgestellt, viele Sportverbände haben hier ihren Sitz. Dazu eine hochkarätige Museums- und Kulturlandschaft, eine vielfältige und schöne Kneipen- und Gastronomie-Szenerie, der Grüngürtel und das Umland mit seiner schönen Natur und vielen weiteren besuchswürdigen Highlights. Immer mehr Menschen aus nah und fern erkennen, dass man in FrankfurtRheinMain hervorragend seine Freizeit verbringen kann.

Wirtschaft und Arbeit, Geschichte und Kultur, Natur und Lebensqualität: Es gibt also gute Gründe, stolz auf unsere Heimatregion zu sein. Deshalb ist es sehr klug, dass FrankfurtRheinMain zwar selbstbewusst, aber nie anmaßend oder arrogant auftritt und sich neben den genannten Vorzügen mit einem weltoffenen Selbstverständnis ordentlich präsentiert.

Traditionen pflegen, ohne die Zukunft aus dem Blick zu verlieren, Trends erkennen und diese zum Wohle der Menschen aktiv gestalten – das waren schon immer die Herausforderungen und werden es auch bleiben. Das Gewachsene mit dem Hier und Jetzt zu vereinen und zugleich an das Morgen zu denken, ist unglaublich spannend. Jeder Einzelne von uns ist täglich gefordert, einen vernünftigen Beitrag zu leisten, wenn es um Themen wie Globalisierung oder Klimaschutz, den demografischen Wandel und vieles mehr geht. Jede Zeit hat dabei die Chance, eine gute zu werden, solange es genügend Menschen gibt, die etwas Gutes aus ihr machen wollen. Dass es diese Menschen auch in FrankfurtRheinMain gibt, da bin ich sehr sicher.

Wo sehen Sie die Metropolregion FrankfurtRheinMain in 20 Jahren – und wo die Binding-Brauerei?

Wir alle wissen: Die Welt dreht sich immer weiter, die Veränderungen sind stetig und auch unsere Heimatregion wird in 20 Jahren sicherlich eine andere sein als heute. Die Stadt wird weiter wachsen. Und so wird es eine wichtige Aufgabe sein, Arbeiten und Wohnen miteinander zu verbinden und dennoch Lebensqualität zu bewahren – oder in manchen Fällen auch wieder neu zu schaffen. Ökologischen, gesundheitlichen und zugleich ökonomischen Interessen gerecht zu werden, ist eine riesengroße Herausforderung. Dies kann uns gelingen, wenn wir uns dafür einsetzen.

Für unsere Binding-Brauerei wünsche ich mir vor allem, dass uns die Bierliebhaber der Region weiterhin ihr Vertrauen schenken. Geselligkeit und das Gespräch mit Menschen von nebenan bei einem frisch gezapften Binding-Bier sind nach meiner Überzeugung nicht zu ersetzen. Bier ist eben ein echtes Kulturgut.

Was ist Ihre persönliche Motivation, sich für die Metropolregion FrankfurtRheinMain und in der Wirtschaftsinitiative zu engagieren?

„Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst!" hat US-Präsident John F. Kennedy einst in seiner Antrittsrede gesagt. Ein Motto, das heute vielleicht aktueller denn je ist. Und eines, nach dem ich handele – und dies schon seit früher Jugend, ohne dass ich es damals kannte. Mit Mut und Eigenverantwortung können wir – Menschen aus Wirtschaft, Politik und Kultur – unsere Region gemeinsam voranbringen. Dafür setze ich mich als Vorstand der Binding-Brauerei genauso gerne ein wie als Privatmensch Otto Völker. Sei es bei ehrenamtlichen Engagements, in der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer, in Fördergremien und Initiativen und bei allen entsprechenden Gelegenheiten.

 

Mehr unter:

Zur Person

Otto Völker ist Vorstand der Binding-Brauerei AG und der Henninger Bräu AG sowie Geschäftsführer der Selters Mineralquelle Augusta Victoria GmbH. Der ausgewiesene Kenner der Bier-, Gastronomie und Hotelbranche startete 1978 mit einer Ausbildung in der Steigenberger Hotelgruppe, gefolgt von einem Studium zum Hotelbetriebswirt an der renommierten Heidelberger Hotelfachschule. Nach Stationen bei Kempinski, Sheraton und Renaissance Hotels hat der Wahl-Frankfurter seit 1989 seine berufliche Heimat am Sachsenhäuser Berg gefunden.

Das könnte Sie auch interessieren: