Mitglieder 01.12.2015

Interview mit Ralf Teckentrup, Condor Flugdienst GmbH

„Als Wirtschaftstreibende können wir gemeinsam mehr erreichen“

Im Gespräch mit Condor-Chef Ralf Teckentrup – über den Luftfahrtstandort FrankfurtRheinMain und die Perspektiven der Metropolregion.

Herr Teckentrup, Condor und FrankfurtRheinMain – das gehört seit 59 Jahren zusammen. Welche Bedeutung hat die Metropolregion heute und in Zukunft für das Unternehmen?

Condor wurde in Frankfurt gegründet und seitdem sind wir hier mit unserer Unternehmenszentrale zu Hause. 2008 kam ein Technikbetrieb in der Cargo City Süd hinzu und 2012 konnten wir als erste Airline in den neuen Stadtteil Gateway Gardens ziehen. Ein entscheidender Vorteil ist für uns, dass wir in FrankfurtRheinMain die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorfinden, die wir brauchen – gleichermaßen Arbeitskräfte mit einer hohen Qualifikation sowie mit einem geringeren Ausbildungsstand. Für den Großteil unserer Langstreckenflotte ist der Flughafen Frankfurt ein hervorragender Standort, wenngleich uns natürlich die Betriebszeiten und die strikte Handhabung der 23:00 Uhr-Abflug-Grenze das Leben extrem schwer machen. Durch die Rahmenbedingungen und hohen Kosten werden wir hier leider künftig nicht so wachsen können, wie wir uns das wünschen würden.

Das Terminal 3 – ein Knackpunkt, wenn es um die Zukunft des Luftfahrtstandorts FrankfurtRheinMain geht. Was erwarten Sie vom geplanten Kapazitätenausbau?

Frankfurt ist Schlusslicht unter den europäischen Großflughäfen, was die Anzahl an sogenannten Fingerpositionen für Flugzeuge angeht. Daher müssen Passagiere hier vergleichsweise oft mit einem Bus über das Vorfeld zu ihrem Flugzeug gebracht werden. Die Anzahl der Fingerpositionen ist aber ein wichtiges Qualitätskriterium. Die Abläufe sind schneller und reibungsloser. Schon allein deshalb brauchen wir das Terminal für Frankfurt.

Stichwort Fluglärm und Nachtflugverbot – Reizthema und Herausforderung: Wie gehen Sie damit aktuell um?

Condor ist ein verlässlicher Partner in Fragen des Fluglärms. Als Home Carrier am Frankfurter Flughafen beteiligen wir uns unter anderem im Forum Flughafen und Region (FFR) am aktiven Schallschutz und arbeiten mit allen unseren Partnern und der Politik intensiv an konkreten Verbesserungen. Wir unterstützen zahlreiche Projekte im aktiven Lärmschutz, so wie auch bei der Erarbeitung lärmarmer Flugverfahren. Beispielsweise haben wir unsere Airbus-Flotte mit sogenannten Vortex-Generatoren ausgerüstet, die den Lärm reduzieren. Natürlich muss dies alles in einem sinnvollen Verhältnis stehen, schließlich befindet sich die deutsche Luftverkehrswirtschaft in einem harten internationalen Wettbewerb. Mit der Initiative „Ja zu FRA!“ konnten wir zudem zeigen, dass es in der Region durchaus eine große Unterstützung für den Flughafen und auch für sein Wachstum gibt.

Wie kann es gelingen, die Bedeutung des Luftverkehrs für den Wohlstand der gesamten Region noch besser zu vermitteln?

Der Flughafen ist der Herzmuskel unserer Wirtschaft, der Motor unserer Region. Er bietet Zukunft und Perspektive für 78.000 Beschäftige und sorgt dafür, dass viele internationale Unternehmen sich in FrankfurtRheinMain ansiedeln. Wichtig ist, dass wir bei allen Entscheidungen langfristig denken und das Interesse aller in einen vernünftigen Einklang bringen.

Hand aufs Herz: Wie wird Mobilität in 20 Jahren aussehen? Wo sehen Sie dann unsere Metropolregion, den Flughafen und Condor?

Fliegen wird ganz sicher noch umweltverträglicher werden. Das heißt: leiser und emissionsärmer. Auch gehe ich davon aus, dass die Vernetzung einzelner Verkehrsträger in Zukunft noch besser funktioniert. Was den Flughafen betrifft, hoffe ich, dass Frankfurt weiterhin seine Rolle unter den drei wichtigsten europäischen Airports einnimmt, wenngleich die jetzt schon geltenden Einschränkungen es schwierig machen. Für Condor bin ich überzeugt, dass wir auch in 20 Jahren die Wünsche unserer Kunden besser erfüllen, als andere es tun, und weiterhin erfolgreich wachsen werden.

Sie engagieren sich für die Metropolregion FrankfurtRheinMain und in der Wirtschaftsinitiative. Warum?

Ich halte die Arbeit der Wirtschaftsinitiative für sehr wichtig. Als Wirtschaftstreibende können wir gemeinsam mehr erreichen und die Herausforderungen besser und deutlicher artikulieren, um unsere Region noch lebenswerter und erfolgreicher zu machen. Letztlich haben wir in FrankfurtRheinMain einen hohen Lebensstandard nicht trotz, sondern wegen einer funktionierenden Wirtschaft. Das muss weiterentwickelt werden.

Zur Person

Ralf Teckentrup ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Condor Flugdienst GmbH, Mitglied des Vorstandes der Thomas Cook AG und Chairman Thomas Cook Group Airlines. Der ausgewiesene Kenner der Luftfahrtindustrie am Standort FrankfurtRheinMain startete seine berufliche Laufbahn vor knapp 30 Jahren in der Konzernorganisation der Deutschen Lufthansa AG und gehört seit über zehn Jahren dem Thomas Cook-Management an.

Foto © Condor Flugdienst GmbH

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