Neumitglied Thüga: Welcome-Interview mit CEO Dr. Constantin H. Alsheimer
„Energie, Mobilität oder Digitalisierung machen nicht an Stadt- oder Landesgrenzen halt“
Top-3-Energieversorger, größter Wasserversorger, Vorreiter in Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien: All das und noch viel mehr kann die Thüga-Gruppe vorweisen. Im Zentrum des führenden kommunalen Verbunds steht die Thüga AG mit Sitz in München, die nun Mitglied der Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain geworden ist. Im Interview spricht der Vorstandsvorsitzende Dr. Constantin H. Alsheimer, der zuvor 15 Jahre lang Chef von Mainova war, über den „Best-in-Class“-Ansatz der Gruppe, die besondere Bedeutung des Wirtschaftsraums FrankfurtRheinMain für die Thüga und die so notwendige regionale Zusammenarbeit und Vernetzung in unserer Metropolregion. Welcome!
Herr Dr. Alsheimer, was zeichnet die Thüga aus?
Die Thüga-Gruppe ist Deutschlands größter Verbund kommunaler Energie- und Wasserversorger. Gemeinsam mit über 100 Partnerunternehmen sichern wir nicht nur zuverlässig die Energieversorgung, sondern treiben auch eine bürgernahe Energiewende voran. Im Jahr 2024 erzielte die Thüga-Gruppe einen Umsatz von rund 48 Milliarden Euro. Mit über 27.000 Mitarbeitenden gestalten wir aktiv die Energie- und Wärmewende in Deutschland.
Wir gehören zu den Top-3-Energieversorgern des Landes, sind der größte Wasserversorger sowie führend beim Ausbau von Ladeinfrastruktur für E-Mobilität und erneuerbare Energien. Durch ein gebündeltes Ausschreibungsvolumen von über 1,6 Milliarden Euro bilden wir zudem die größte Einkaufsgemeinschaft der deutschen Energiewirtschaft – das schafft Effizienz, spart Kosten und stärkt die Energiewende.
Im Zentrum der Thüga-Gruppe steht die Thüga AG. Mit einem breit gefächerten Beratungs- und Lösungsangebot unterstützen wir unsere Partnerunternehmen dabei, wettbewerbsfähig zu bleiben, voneinander zu lernen und gemeinsam Best Practices zu entwickeln und umzusetzen.
Wie adressieren Sie die Zukunftsthemen, die für Ihr Geschäftsfeld besonders wichtig sind?
Die Energiewirtschaft steht vor drei zentralen Herausforderungen: der möglichst kostengünstigen Erreichung von Klimaneutralität, der fortschreitenden Digitalisierung und dem demografischen Wandel.
Unser Ansatz ist es, diesen Entwicklungen mit einem konsequenten Fokus auf Effizienz und Qualität zu begegnen – wir nennen das unseren „Best-in-Class“-Ansatz. Dabei geht es nicht nur darum, Prozesse zu optimieren, sondern auch darum, neue Kooperationsmodelle zu etablieren. Wo es sinnvoll ist, bündeln wir Kompetenzen in regionalen Clustern – vergleichbar mit dem genossenschaftlichen Modell der Volks- und Raiffeisenbanken.
Durch die gemeinsame Organisation von Aufgaben wie Abrechnung, Messwesen oder Regulierungsmanagement schaffen wir tragfähige Strukturen mit spürbaren Synergien. Darüber hinaus bauen wir unsere bundesweiten Lösungsangebote, insbesondere in den Bereichen Digitalisierung und Regulierung, stetig aus. Unser modularer Leistungskatalog bietet passgenaue Unterstützung für die Stadtwerke und Regionalversorger in unserem Verbund. Parallel dazu identifizieren und entwickeln wir systematisch neue Geschäftsmodelle – gemeinsam mit unseren Partnern und mit dem klaren Ziel, die Zukunft der Energieversorgung aktiv mitzugestalten.
Welche Rolle spielt die Metropolregion FrankfurtRheinMain für die Thüga – und für Sie persönlich?
Die Thüga-Gruppe ist in Hessen und in Rheinland-Pfalz mit Partnerunternehmen vertreten. Die Metropolregion FrankfurtRheinMain ist von zentraler Bedeutung. Hier ansässig sind große Versorger wie die ESWE Versorgungs AG in Wiesbaden, die EWR AG in Worms, die KMW AG in Mainz sowie die Mainova AG in Frankfurt.
Auch persönlich verbindet mich vieles mit Frankfurt und der Region. Mein beruflicher Weg begann hier – von der Ausbildung über das Studium bis hin zu verschiedenen beruflichen Stationen. Bevor ich Anfang 2024 zur Thüga AG wechselte, war ich 18 Jahre lang im Vorstand der Mainova AG tätig, davon 15 Jahre als Vorstandsvorsitzender. Nach wie vor lebe ich mit meiner Familie im Rhein-Main-Gebiet – die Region ist für mich privater Lebensmittelpunkt und Herzensangelegenheit zugleich.
Welche Stärken sehen Sie in unserer Region, wo gibt es Verbesserungsbedarf?
Die Metropolregion FrankfurtRheinMain gehört zu den wirtschaftlich stärksten und innovativsten Regionen Europas. Ihre große Stärke liegt in der Vielfalt: Hier treffen internationale Finanzkraft, industrielle Wertschöpfung, mittelständische Exzellenz und kommunale Bodenständigkeit aufeinander – ein einzigartiger Mix, der Raum für Innovation, Kooperation und nachhaltiges Wachstum bietet. Die hervorragende Infrastruktur – sei es im Bereich Verkehr, Digitalisierung, Energie oder Bildung – macht die Region zu einem attraktiven Standort für Unternehmen, Talente und Investitionen. Auch die Internationalität und Weltoffenheit, die durch den Flughafen, die Messe und die vielen global tätigen Unternehmen geprägt ist, sind klare Standortvorteile.
Verbesserungspotenzial sehe ich vor allem in der stärkeren regionalen Zusammenarbeit. Themen wie Energie, Mobilität oder Digitalisierung machen nicht an Stadt- oder Landesgrenzen halt. Hier wäre es wichtig, regionale Strategien noch besser zu koordinieren und gemeinsam umzusetzen. Auch die wirtschaftliche „Schlagkraft“ der Region wird durch die Vernetzung maßgeblicher Akteure der Wirtschaft, der Politik und Administration deutlich erhöht. Die Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain agiert in dieser Weise vorbildhaft.
Im nationalen Vergleich gehört FrankfurtRheinMain zweifellos zur Spitzengruppe. International stehen wir gut da, müssen uns aber trotz der begünstigenden Lage permanent behaupten. Wenn es gelingt, das wirtschaftliche Potenzial der Region noch enger mit strategischen Zukunftsthemen zu verzahnen, kann FrankfurtRheinMain auch weiterhin global Maßstäbe setzen.
Was erwarten Sie als Mitglied von einem regionalen Business-Netzwerk wie der Wirtschaftsinitiative?
Aus langjähriger Erfahrung weiß ich um den offenen und konstruktiven Austausch mit Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Gerade in einer so dynamischen Region wie FrankfurtRheinMain braucht es Plattformen, die unterschiedliche Perspektiven zusammenbringen, um gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit zu entwickeln.
Die Wirtschaftsinitiative ist Impulsgeberin für regionale Entwicklung und Innovationen. Sie bietet die Chance, relevante Zukunftsthemen – wie nachhaltige Infrastruktur, Digitalisierung, Fachkräftesicherung oder Standortattraktivität – nicht nur zu diskutieren, sondern auch konkret voranzutreiben.
Meine Motivation, mich aktiv einzubringen, ist klar: Als Vertreter der Thüga-Gruppe möchte ich in einem für die Thüga-Gruppe relevanten Wirtschaftsraum den Dialog über eine sichere, nachhaltige und bezahlbare Energieversorgung mitgestalten und dabei auch die kommunale Perspektive einbringen. Gleichzeitig sind die Impulse der Wirtschaft für einen Energieversorger relevant, ist er doch Teil derselben und nicht zuletzt der Prosperität der Menschen und des Wirtschaftsstandorts Deutschland verpflichtet.
Zur Person:
Dr. Constantin H. Alsheimer ist seit Januar 2024 Vorsitzender des Vorstandes der Thüga Aktiengesellschaft in München. Er begann seine berufliche Karriere als Rechtsassessor im Geschäftsbereich Structured Finance bei einer Investmentbank in Frankfurt. Im Jahr 2000 wurde er Leiter des Büros des Stadtkämmerers der Stadt Frankfurt. Von 2002 bis Mitte 2006 war Alsheimer zudem Geschäftsführer der AVA Abfallverbrennungsanlage Nordweststadt GmbH, ab 2006 Mitglied des Vorstandes der Mainova AG und seit Januar 2009 Vorsitzender dieses Gremiums. Parallel war Dr. Alsheimer von 2006 bis 2017 in Nebentätigkeit Geschäftsführer der Stadtwerke Frankfurt Holding GmbH, seit 2008 als Sprecher der Geschäftsführung.
Dr. Constantin H. Alsheimer begann seine Karriere mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann und studierte Rechtswissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt sowie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, wo er zum Doktor der Rechte promovierte.
Fotos © Thüga Aktiengesellschaft