Events 13.02.2025

Business Soirée mit Aki Watzke: „Wir müssen die Themen der Menschen wieder in den Fokus rücken“

BVB-Boss kommt zum Talk in den Airport Club Frankfurt

Unternehmer, Fußballmacher, Mensch: Hans-Joachim „Aki“ Watzke ist für seine „klare Kante“ bekannt. Und die zeigte er auch bei einer Business Soirée, zu der die Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain und der Airport Club Frankfurt erstmalig gemeinsam eingeladen hatten. Über 100 Mitglieder und Gäste kamen zum Frankfurter Flughafen und erlebten einen besonderen Ritt durch Fußball, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Fazit: „Mehr Sauerland für Deutschland.“

Es war ihm hoch anzurechnen, dass er kurz vor dem Abflug nach Lissabon zum wichtigen Champions-League-Spiel seines BVB noch beim Business Soirée Station machte – zumal in der derzeit angespannten sportlichen Situation des Fußballbundesligisten. „Wir wissen das sehr zu schätzen“, begrüßte Axel Hellmann als Vorstandsmitglied der Wirtschaftsinitiative den Gast.

Der Mann, der den Fußball lebt

Der Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt ließ es sich denn auch nicht nehmen, seinen Fußballmanager-Kollegen und langjährigen Freund mit sehr persönlichen Worten vorzustellen. Geboren im Hochsauerlandkreis habe der eingefleischte BVB-Fan und studierte Betriebswirt 1990 seine eigene Firma für Schutzbekleidung gegründet. Ab 2001 als Schatzmeister und seit 2005 als Geschäftsführer steuerte er Borussia Dortmund durch finanziell herausfordernde Zeiten und brachte den Verein zurück in die Erfolgsspur. „Der BVB spielt zum 19. Mal in der Champions League. Das ist eine überragende Leistung, das haben wir mit Eintracht Frankfurt noch nicht geschafft. Und dafür braucht es die Mischung aus Leidenschaft, Ruhe und Konstanz von Aki Watzke.“ Darüber hinaus ist Watzke, der sich im Herbst 2025 aus dem operativen Geschäft des BVB zurückziehen wird, Sprecher des Präsidiums der DFL, Vize-Präsident des DFB und Mitglied im Exekutivkomitee der UEFA. Mithin wohl der aktuell wichtigste Fußballfunktionär in Deutschland, der auch politisch in verschiedene Richtungen gut vernetzt ist. Einen besonderen Draht hat er zum CDU-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz, der – wie er selbst – aus dem Sauerland stammt. „Aki Watzke hat immer den Blick auf das große Ganze und die Fähigkeit, in politischen Zusammenhängen zu denken“, so der Pass von Hellmann, den Moderator Michael Horeni dankend annahm und den Talk startete.

BVB in schwierigem Fahrwasser

Der Autor und Sport-Journalist stieg zunächst mit dem tagesaktuellen Thema in das Gespräch ein. Denn die Sorgen sah man Watzke an. Der BVB rangiert in der Bundesliga derzeit auf Platz 11 – so schlecht stand der Verein seit zehn Jahren nicht mehr da. „Wie fühlen Sie sich im Moment und was braucht der BVB, um aus der Krise zu kommen?“ Watzke bekannte freimütig, dass es ihm im Moment nicht gut gehe. „Wir sind zum permanenten Overperforming verdammt. Und wenn das nicht klappt, kriegen wir aufs Dach. Dennoch muss man bei allem Besonnenheit bewahren. Waren wir nicht vor einem halben Jahr im Champions-League-Finale und vor eineinhalb Jahren fast Deutscher Meister?“ Finanziell sei der Verein gut aufgestellt und könne auch mal eine Saison ohne Champions League verkraften. „Aber die sportliche Visitenkarte nervt mich.“ Bereits im letzten Sommer hat Watzke seinen Ausstieg eingeleitet. „Ich habe gedacht, es sei eine gute Situation, das Staffelholz an die Jüngeren zu übergeben. Es tut mir leid für Lars Ricken, dass es jetzt so eine Krise gibt. In der Krise wird es einsam um Dich“, so Watzke. Einen Rücktritt vom Rücktritt schloss er dennoch „total“ aus und stärkte seinem Nachfolger den Rücken. Auch mit Ratschlägen halte er sich zurück: „Mein Vater hat mir immer gesagt: Auch Ratschläge sind Schläge.“

Kein „blaues Wunder“ erleben

Schwenk zum Thema Politik. „Ist dies eine Bundestagswahl wie jede andere? Oder steht viel mehr auf dem Spiel?“, wollte Horeni wissen. „Das Feuer ist zurückgekehrt. Das ist grundsätzlich gut für die Demokratie. Wir erleben einen interessanten Wahlkampf. Das größte Problem wird allerdings sein, dass eine tragfähige Regierung herauskommt.“ Für Watzke ist die AfD der härteste Gegner.

Als BVB-Vertreter agiere er natürlich neutral und überparteilich. Privat sei er mit Friedrich Merz befreundet – schon seit den gemeinsamen Zeiten in der Jungen Union. Aber auch Bundeskanzler Olaf Scholz kenne er gut. „Ich habe und pflege viele Kontakte in jegliche Bereiche der Gesellschaft. Wir müssen Probleme ansprechen und die Themen der Menschen wieder in den Fokus rücken. Warum ist denn die AfD so stark geworden? Weil wir über Jahre unangenehme Wahrheiten ausgespart haben“, ist er überzeugt. „Der Wählerwille muss sich in der Politik widerspiegeln. Sonst werden wir sprichwörtlich unser blaues Wunder erleben.“ Selbstverständlich brauche es eine glasklare Trennlinie zu jeder Form von Rassismus oder Antisemitismus. Damit bleibe die AfD vom politischen Entscheidungsprozess ausgeschlossen.

Aus Unternehmersicht liegen ihm zwei Themen am Herzen: Bürokratieabbau und Leistungsbereitschaft. Und vielleicht auch „mehr Sauerland für Deutschland“? „Die Leute gehen dort sehr pragmatisch miteinander um, sie streiten auch mal, aber sprechen hinterher wieder miteinander. Es muss immer eine Tür aufbleiben. Nach der Wahl müssen die demokratischen Parteien zu einem Konsens finden. Momentan ist viel Wahlkampfdonner.“

„Wo steht dieses Land 2030 und wo steht dann der BVB?“, fragte Horeni zum Abschluss. „Bin ich Hellseher oder was“, so die Watzke-typische Antwort. Natürlich wünsche er sich in fünf Jahren einen BVB ohne Krise. Und ein offenes, liberales, leistungsbereites Land, das wirtschaftlich zu alter Stärke gefunden hat und auch mal harte Entscheidungen trifft. „Die Demokratie ist nicht perfekt, aber sie ist die beste Staatsform, die wir haben.“

Nach einer lebhaften Fragerunde bedankte sich Aki Watzke herzlich für die Einladung. Und weg war er Richtung Flieger.

 

Fotos © Airport Club Frankfurt / Zübeyde Kopp

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