Pitch-Contest sucht die Super-Gründerin
Es braucht mehr Female Founders und mehr Investments für Gründerinnen – das gilt auch für das Startup-Ökosystem FrankfurtRheinMain. Female StartAperitivo ist ein Format, dass das ändern will. Ursprünglich in Hamburg gestartet, ermittelt der Pitch-Contest inzwischen in zehn bundesweiten Vorrunden die vielversprechendsten Gründerinnen. Jetzt steht fest, wer Hessen und die Rhein-Main-Region am 6. Juni im großen Finale vertreten wird. And the winner is … FISEGO! Sophia Reiter präsentierte ihr Startup und die innovative Geschäftsidee einer brandsicheren Mehrfachsteckdose besonders überzeugend. Die Daumen fürs Finale sind gedrückt!
Die Fakten sprechen für sich: Der Anteil der Female Founders in Deutschland liegt bei nur 20 Prozent. Und: Männliche Gründungsteams erhalten im Durchschnitt fast neunmal mehr Risikokapital. Hier setzt der Pitch-Contest Female StartAperitivo an. Es geht darum, Gründerinnen eine Bühne zu bieten, um sich vor Investoren und einem großen Publikum zu präsentieren. Bundesweit! Die Wirtschaftsinitiative unterstützte die Aktion auch in diesem Jahr als regionaler Partner und zwei Mitglieder engagierten sich in der Ausrichtung an vorderster Front. So war die Startup-Plattform STATION zum zweiten Mal in Folge Host der Frankfurter Vorrunde von Female StartAperitivo, während das FinTech portagon seinen Event-Space in der Frankfurter Innenstadt zur Verfügung stellte.
„23 tolle Bewerbungen sind in kürzester Zeit eingegangen“, berichtete STATION-Geschäftsführerin Carolin Wagner, die gemeinsam mit Lisa Bennewitz durch den Abend führte. Neun frauengeführte Startups erhielten schließlich die Chance, ihr Startup vor einer Jury aus Business Angels, Investment-Managern und Entrepreneuren sowie weit über 100 Gästen zu pitchen.
Warm-up mit Keynote
Bevor es im Pitch-Ring so richtig losging, zeichnete Christoph Steckhan nochmals für alle den Weg nach, den Female StartAperitivo von einer rein lokalen Hamburger Initiative bis zum bundesweiten Contest genommen hat. Einem Sonderbudget des Hamburger Senats sei Dank. Lisah Dietrich und Constantin Müller erläuterten den Gästen zudem, was sie gerade stilecht in ihren Gläsern vor sich stehen hatten. Das Wiesbadener Startup LA CASCARA versorgte das Publikum nämlich mit einem besonderen Aperitivo, der auf dem meist ungenutzten roten Fruchtfleisch der Kaffeekirsche basiert.
Anschließend erzählte Monique Hoell zur Einstimmung ihre Geschichte. Und die hatte es in sich. Mit ihrer ersten Startup-Gründung schaffte sie es bis in das legendäre TV-Format „Die Höhle der Löwen“, erlebte aber im Anschluss einen Shitstorm und verließ schließlich das Unternehmen. Dafür wurde der zweite Anlauf umso erfolgreicher: Innerhalb von drei Jahren gelang es ihr gemeinsam mit ihren Co-Gründern, die Naturkosmetikmarke HelloBody durch Influencer-Marketing zu einer der am schnellsten wachsenden Brands im Beauty-Bereich in Europa zu entwickeln. 2020 folgte der lukrative Verkauf an den Konsumgüter-Riesen Henkel. Ihr Tipp: Die Nervosität vor einem Pitch oder wichtigen Redeauftritt annehmen und positiv nutzen. „Anfangs wollte ich die Nervosität loswerden. Aber ich habe gemerkt, dass mir diese Emotion hilft, fokussiert zu sein.“
Dann hieß es: Bühne frei für die Pitches!
Neun Gründerinnen wollen’s wissen
- metagame: Pia Büßecker präsentierte eine zukunftsfähige HR-Lösung, die das globale Phänomen Gaming & E-Sports nutzt, um die junge Zielgruppe in Zeiten des demografischen Wandels auf authentische Art und Weise zu erreichen.
- Croowy: Svenja Büsching und Leonie Godard, die sich als „zwei erfahrene Hotel-Tanten“ vorstellten, wollen mit ihrer B2B-Matching-Plattform die häufig noch veralteten Prozesse zwischen Hotels und Airlines automatisieren.
- edon: Das Startup von Sarah Liebetanz bietet Software für die Umsetzung von Nachhaltigkeitsprojekten im E-Commerce an. Der bislang größte Kunde, der die elektronische Spendenfunktion in seinem Online-Shop einsetzt: Christ Juweliere.
- UpCircld Kitchen: Monika Cerniauskaite und ihre Co-Gründer machen aus Brauresten eine vegane Proteinquelle mit Biss. Die „Brew Bites“ kommen als Fleischeralternative bisher vor allem in Großküchen und Kantinen auf den Tisch, zum Beispiel bei WISAG.
- Louco: Evin und Helin Acar wollen mit ihrer App Event-Anbieter und Ausgeh-Willige gleichermaßen glücklich machen. Das Ziel: alle Konzerte, Partys, Sport-Events nach dem eigenen Geschmack auf einen Blick. Und keine unverkauften Tickets.
- FISEGO: Sophia Reiter und ihre Mitstreiter wollen Brände verhindern – durch smarten Brandschutz für elektrische Klein- und Großgeräte. Ihr erstes Produkt: eine Mehrfachsteckdose, die per App steuerbar ist und ein integriertes Löschsystem hat.
- grow together: Das Social Enterprise, das von Agnesa Kolica geführt wird, möchte interkulturelle Begegnungen zwischen Menschen möglich machen. Die Social-Matching-Angebote heißen zum Beispiel „Vielfaltsfreundin“, „Family Playdates“, „Speak Buddies“ oder „Lern Buddies“.
- adabob: Laura Ehmke verkauft in ihrem Online-Shop eine kuratierte Auswahl an Spielwaren: bewährte und neue Klassiker sowie überraschende Produkte für das Leben mit Kindern. Die Produktauswahl soll die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft fördern.
- talking hands: Maria Möller und ihre Co-Gründerin Laura Mohn starteten mit Daumenkinos, die Gebärdensprache in bewegten Bildern darstellen. Inzwischen bietet das Unternehmen verschiedenste Spiel- und Lernmaterialien für Kinder mit und ohne Behinderung an – inkl. einer App.
Angesichts des breiten Branchenspektrums, der innovativen Geschäftsideen und überzeugenden Präsentationen fiel die Wahl enorm schwer. Doch sowohl die Jury als auch die Gäste mussten sich entscheiden und ihre Voting-Chips einwerfen. Am Ende machte Sophia Reiter von FISEGO das Rennen. Auf den Plätzen zwei und drei: talking hands und edon.
Jetzt heißt es: Daumen drücken fürs Finale am 6. Juni in Hamburg. Viel Erfolg, Sophia!