Startups 20.06.2024

Boozt your Business: Vier Startups für Durchgang #7

Pitch-Night bringt Mentees und Mentoren zusammen

Dreimal geht’s um Medizin, einmal um Müll. Gemeinsam ist allen neuen Boozt your Business-Startups, dass sie sich große Themen ausgesucht haben und etwas bewegen wollen. So kümmern sich Prof. Valmed, MySympto, Implify und Cleenr um KI-Unterstützung bei der ärztlichen Diagnose auch und gerade in der Notaufnahme, um optimierte Lagerverwaltung für Zahnimplantate oder um die Beseitigung von Zigarettenkippen im urbanen Raum. Wie ihr Geschäftsmodell genau aussieht und welchen Support sie aktuell benötigen, präsentierten die Startups bei einer Pitch-Night. Startschuss für die nunmehr siebte Runde des Mentoring-Programms, das die Wirtschaftsinitiative gemeinsam mit den Mitgliedern Zühlke, STATION und Momentum anbietet.

Rund 40 Gäste aus dem Business- und Startup-Ökosystem FrankfurtRheinMain waren dabei, als die in einem vorgeschalteten Prozess ausgewählten Startups ihre passenden Mentorinnen und Mentoren suchten und fanden. Im Mittelpunkt des Abends standen neben den Mentees daher vor allem auch die Expertinnen und Experten des Innovationsdienstleisters Zühlke, die mit ihrem Tech-, UX- und Business-Know-how den Löwenanteil des Mentorings bestreiten. Bei schwül-gewitterigen Temperaturen, Pizza und kühlen Getränken hieß es: Es muss matchen!

Gestartet 2020, hat sich Boozt your Business inzwischen zum festen Bestandteil des Ökosystems entwickelt. Das Mentoring-Angebot richtet sich an Startups in der Early-Stage-Phase und hilft ihnen beim Lösen konkreter technischer Probleme – ein Alleinstellungsmerkmal in der Region. Das Besondere: Jeder „Batch“ ist anders und zeigt neue und überraschende Facetten der breiten regionalen Startup-Szene. So auch Nummer #7.

  • Implify: Digitale Plattform für Zahnimplantate und Zubehör

    „Die Lagerverwaltung von Zahnärzten ist oft eine Katastrophe: viel manueller Aufwand, keine Transparenz, unnötige Kosten“, machten die Gründer von Implify aus Frankfurt ihre Pitch-Präsentation auf. „Das wollen wir mit einer vollautomatischen Storage-Lösung auf Basis der RFID-Technologie ändern.“ Im ersten Schritt für Zahnimplantate, im zweiten Schritt für Verbrauchsmaterialien. Denkbar sind aber perspektivisch auch andere Anwendungsfelder und Branchen. „Wenn wir Zahnimplantate als top-reguliertes Medizinprodukt maximal transparent dokumentieren können, dann können wir auch andere Produkte“, so die Gründer selbstbewusst. Genau hier, für den Ausbau des Produkt-Portfolios, braucht das Startup nun technische Unterstützung, zum Beispiel bei der Einbindung von Algorithmen zur Bewegungserkennung. Aber auch die Optimierung von UX / UI sowie Hardware steht auf dem Mentoring-Wunschzettel.
  • MySympto: Virtueller Assistent für die Notaufnahme

    „1,2 Millionen Fehldiagnosen gibt es in Notaufnahmen pro Jahr – das entspricht rund 12 Prozent“, schilderte einer der Gründer von MySympto die Problemlage. Durch Personalmangel seien es oft die jungen, unerfahrenen Ärzte, die Dienst in der Notaufnahme hätten. Warum nicht Daten als Entscheidungshilfe anbieten, die die erfahrungsbasierte Behandlung unterstützen, kam den Techies von der TU Darmstadt die Idee. In einem interdisziplinären Team aus Informatik und Medizin entwickeln sie nun einen KI-gestützten virtuellen Assistenten, der retrospektive Patientendaten (via Machine Learning) mit medizinischen Leitlinien (via Large Language Model) zusammenbringt. In Tests konnte das System 96 Prozent richtige Diagnosen stellen, während bei einem Review durch Ärztinnen und Ärzte 97 Prozent der empfohlenen Behandlungsschritte positiv bewertetet wurden. Im Mentoring sollen die Produktskalierung (On-Premise versus Cloud), IT-Security, UX / UI und Go-to-Market / B2B-Sales im Vordergrund stehen.
  • Cleenr: Intelligente Lösungen für die Erkennung und Beseitigung von Müll im urbanen Raum

    Das Bild ist bekannt: Die Stadtreinigung fährt mit wendigen Kehrmaschinen durch die Straßen, doch für hartnäckige Zigarettenstummel braucht es doch noch die manuelle Arbeit mit der Pickzange, gerade wenn sie in unzugänglichen Ecken oder in Parks liegen. Dafür hat Cleenr eine Lösung: Ihr Produkt ist ein Handsauger für Kleinstmüll mit einem patentierten Spezialfilter. Das Gerät kommt bereits in 150 Städten und Gemeinden im DACH-Raum zum Einsatz. Doch nun soll der Sauger auch digital werden. Stichwort Smart Cities! Viele Kommunen wollen oder müssen ihre Müllbeseitigung dokumentieren – und das am besten automatisiert. Dafür wird der Outdoor-Sauger CityBee mit der KI-gestützten Kamerasoftware CityEye ausgestattet. Und hier gibt’s Unterstützungsbedarf. „Wir sind nur Halb-Techies und brauchen zusätzliches technisches Know-how“, so die Gründer, die mit ihrem Startup in Bad Soden am Taunus sitzen.
  • Prof. Valmed: Co-Pilot für Ärztinnen und Ärzte

    Das vierte Startup im Bunde konnte zwar terminlich bedingt nicht an der Pitch-Night teilnehmen, hat aber auf anderen Wegen bereits mit den passenden Zühlke-Mentoren connectet. „KI wird das medizinische Fachpersonal nicht ersetzen. Aber Mediziner, die KI nutzen, werden die ersetzen, die sie nicht nutzen“, ist das Credo des Gründer-Teams von Prof. Valmed. Wie MySympto arbeitet auch Prof. ValMed an einem Tool, das validierte medizinische Informationen durch innovative KI-Technologie zur Verfügung stellt. Das Ziel ist ein Co-Pilot für Ärztinnen und Ärzte. Auch hier ist an verschiedenen Stellen technisches Mentoring gefragt. Darüber hinaus gibt es mit Valmed A(I)cademy eine begleitende Weiterbildungsplattform.

So funktioniert das Mentoring

Nach dem Pitch-Part ging es direkt ins Kennenlernen und Ausloten – am Ende hatten sich die passenden Mentee-Mentoren-Gespanne gebildet. „Tolle Themen, tolle Startups“, war aus der Runde zu hören. Oder: „Sehr mutig und beeindruckend, sich den komplexen Herausforderungen des Gesundheitssystems zu stellen.“ Je Startup sind für das technische Mentoring achtmal zwei Stunden über einen Zeitraum von ca. drei Monaten geplant. Der nächste gemeinsame Aufschlag für alle Mentees wartet aber auch schon: ein Mentoring-Modul, das schwerpunktmäßig die anderen Programm-Partner gestalten. Hier werden Wirtschaftsinitiative-Geschäftsführer Jörg Schaub, STATION-Geschäftsführerin Carolin Wagner und Momentum-Rechtsanwalt Philipp Weber ihr Know-how als Brückenbauer, Multiplikatorin und Fachexperte zur Verfügung stellen.

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