Mitglieder 28.06.2017

Interview mit Regina Bendner, Direktorin bei M.M.Warburg & CO

„Unsere Region kann mit Wandel umgehen“

Im Gespräch mit Regina Bendner, Direktorin bei der altehrwürdigen Hamburger Privatbank M.M.Warburg & CO und für diese seit Jahren in Frankfurt tätig – über Transparenz und Vertrauen, gereifte Bankkunden und die Chancen der Digitalisierung für den Standort FrankfurtRheinMain.

Frau Bendner, M.M.Warburg & CO ist eine Bank mit langer Tradition und bewegter Geschichte. Auch in der Gegenwart tut sich viel, die Finanzwirtschaft steht vor zahlreichen Herausforderungen und Veränderungen. Was zeichnet Ihr Haus aus? Was machen Sie anders als andere?

M.M.Warburg & CO gibt es seit 1798. Heute sind wir eine der großen unabhängigen Privatbanken in Deutschland – mit rund 1.296 Mitarbeitern in der Warburg Gruppe und einem verwalteten Vermögen von 54,1 Milliarden Euro. Warum wir schon so lange so erfolgreich sind? Weil wir unser Geschäft seit jeher sehr ernst nehmen und viel Wert auf Vertrauen und langfristige Kundenbeziehungen legen. Dazu trägt natürlich auch in hohem Maße die stabile Inhaberstruktur bei. Die Bank gehört zwei Familien, ist also unabhängig und in privater Hand. Die Eigentümer sind im operativen Geschäft tätig, damit nah am Markt und nah an den Kunden – gerade in einer Zeit, in der sich das Bankgeschäft drastisch verändert, enorm wichtig. Ja, man kann diese bewusste und diskrete Geschäftspolitik durchaus auch „typisch hanseatisch" nennen.

Wir wissen aus Erfahrung, dass Kunden sich nicht wegen toller Events für eine Bank entscheiden, sondern solides Handwerk schätzen. Sie wollen keine Produkte, sondern Lösungen, die ihnen einen Mehrwert bieten. Wir fragen schlicht, womit sie sich wohlfühlen. Schließlich geht es um ihr Vermögen. Zuhören, den Kunden verstehen und abholen – das entspricht unserem Verständnis von Beratung. Zugute kommt uns hier auf jeden Fall, dass M.M.Warburg & CO selbst ein mittelständisches Unternehmen ist.

Unser Leistungsportfolio umfasst alle wichtigen Finanzdienstleistungen. Wir bieten klassisches Bankgeschäft, Vermögensmanagement und Finanzierungen, helfen aber etwa auch bei Immobilien und unternehmerischen Beteiligungen weiter. Zu unseren Kunden zählen Unternehmen, vermögende Privatpersonen sowie institutionelle Anleger.

Was treibt Ihre Kunden denn im Moment am meisten um?

Alte, einst bewährte Antworten gelten nicht mehr. Was heute richtig ist, kann morgen schon wieder ganz anders aussehen. So gibt es das Girokonto noch, Festgeld und Sparbuch spielen dagegen keine Rolle mehr. Im Wertpapiergeschäft hat sich das Umfeld geändert. Bei der großen Mehrheit ist angekommen, dass die alte Welt nicht mehr zurückkommt und dass künftig andere Lösungen hermüssen. Hohe Rendite und kein Risiko – das erwarten unsere Kunden nicht mehr ohne Weiteres. Dieser Erkenntnisprozess musste allerdings erst einmal reifen.

Mein Eindruck ist: Anleger sind heute viel abgeklärter und entscheiden fundierter. Unsere Aufgabe als Banker ist es, das Vermögen unserer Kunden bestmöglich auch in schwierigen Zeiten zu sichern. Immer wieder warten dabei neue Herausforderungen – zum Beispiel der Brexit. Der Beruf des Bankberaters ist in der Tat viel intensiver geworden.

Das Stammhaus der Bank steht in Hamburg, seit 1983 gib es eine Repräsentanz in Frankfurt. Welche Unterschiede können Sie zwischen den Metropolregionen Hamburg und FrankfurtRheinMain erkennen? Wie wichtig ist der Standort FrankfurtRheinMain für M.M.Warburg & CO?

Hamburg ist ein traditionsbewusster, gewachsener Markt. Unser Auftrag hat sich dort über die Jahre kaum verändert, allein die Instrumente sind heute andere. In Frankfurt läuft das etwas anders. Es herrscht eine hohe Fluktuation in der Bankenszene, die Dynamik ist stärker. Der Standort FrankfurtRheinMain ist für uns deshalb sehr wichtig, zumal wir ihn sehr gut kennen. Hier vor Ort sind wir schlank aufgestellt und rein am Kunden tätig. Benötigen wir zusätzliches Experten-Know-how, arbeiten wir eng mit Hamburg zusammen.

Wo liegen die größten Chancen und Herausforderungen für FrankfurtRheinMain?

Die Bankenbranche wird derzeit digital revolutioniert. Am einen Ende steht der Robo-Advisor, am anderen die individuelle Beratung. Es geht um höhere Qualität und mehr Effizienz. Besonders ist hiervon das Standardgeschäft im Retail-Banking betroffen. Aber natürlich leisten auch wir uns FinTech-Know-how und zum Beispiel ausgezeichnete Volkswirte, die algorithmische Fonds mit hervorragenden Eigenschaften entwickeln.

FrankfurtRheinMain ist zentraler Finanzplatz und zugleich wichtiger IT-Standort, also nah dran an der Digitalisierung. An dieser Schnittstelle könnte aber noch viel mehr passieren. Warum nicht verstärkt Synergien nutzen und neue Wege der Vernetzung gehen? Wenn wir bestimmte Dinge automatisieren und an Computer delegieren, entlastet uns das. Es wird dadurch mehr Raum entstehen, neu und kreativ zu denken. Und nicht zu vergessen: Kreativität macht glücklich.

Wo sehen Sie unsere Metropolregion in der Zukunft – sagen wir in 20 Jahren?

Wir werden zurückschauen und sagen: Das war damals eine Zeit der großen Veränderungen. Aber was dann noch alles kam und sich an Möglichkeiten aufgetan hat!

Ich bin fest überzeugt: Einer der größten Profiteure der laufenden und zukünftigen Entwicklungen wird FrankfurtRheinMain sein. Wir haben beste Voraussetzungen: Vielfalt, Internationalität, den Flughafen als Asset, um nur einige Punkte zu nennen. Wir müssen jedoch dafür sorgen, up to date zu bleiben und gerade junge Menschen für die Metropolregion zu gewinnen. Junge Leute sind international und vernetzt, FrankfurtRheinMain ist international und vernetzt, das passt. Wenngleich andere Regionen natürlich auch nicht schlafen. Aber das Gute ist ja: Unsere Region kann mit Wandel umgehen. Die Menschen und Unternehmen stellen sich den Themen und sind es gewohnt, sich ständig weiterzuentwickeln. Aktuell befinden wir uns in einer Übergangsphase. Und was das Retail-Banking betrifft: Mit digitaler Unterstützung wird hier am Standort noch viel gehen. Wir müssen die Chancen und Potenziale nur heben.

Vielen Dank für das Gespräch.

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Zur Person

Regina Bendner ist seit 2001 Direktorin im Private Banking von M.M.Warburg & CO am Standort Frankfurt. Davor war die Sparkassenbetriebswirtin über 20 Jahre in verschiedenen Vertriebs- und Leitungsfunktionen für die Nassauische Sparkasse in Wiesbaden tätig. Zuletzt leitete sie hier die Betreuungscenter „Private Banking" sowie „Individualkunden".

Fotos © M.M.Warburg & CO

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