Meinung 19.12.2017

Angemerkt von Prof. Dr. Wilhelm Bender

Digitale Region

Sie sind die Verkehrswege des 21. Jahrhunderts: Digitale Infrastrukturen werden für FrankfurtRheinMain künftig zu den zentralen Standortfaktoren gehören – so wie etwa der Flughafen. Unser Anspruch muss es daher sein, auch als digitale Region in der Top-Liga zu spielen. Die Chancen stehen gut. Wenn wir unsere starke Position nachhaltig unterfüttern.

Vor wenigen Tagen vermeldete DE-CIX einen neuen, in seiner Dimension kaum zu erfassenden Rekord. Der größte Internetknoten der Welt, beheimatet in Frankfurt, konnte einen Datendurchsatz von mehr als sechs Terabit messen – in der Sekunde wohlgemerkt. Die theoretischen Kapazitäten liegen sogar noch viel, viel höher. Kein Zufall also, dass in unserer Region Rechenzentren boomen und hier dreistellige Millionenbeträge pro Jahr investiert werden.

„Digital Capital" und „Digital Hub": FrankfurtRheinMain ist auf dem besten Wege, seine Historie als ewiger Drehpunkt in die Zukunft zu führen und die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sämtliche Spielarten digitalisierter Geschäftsmodelle hier prosperieren können. Sei es FinTech, Industrie 4.0 und Urbane Produktion oder Autonomes Fahren. Wie jede Infrastruktur ist jedoch auch das digitale Rückgrat verletzbar und muss umso mehr geschützt werden. So rückt die Cybersecurity unweigerlich in den Fokus. Auf dem jüngsten Deutschen Wirtschaftsforum in der Paulskirche äußerte der bekannte russische Anti-Virus-Experte Eugene Kaspersky denn hierzu auch mit ernster Miene, er sei erstaunt, „dass wir alle noch leben". Wie gut, dass unsere Region auch im Bereich Datensicherheit punkten kann – ist doch Darmstadt das „Security-Valley" Deutschlands. Dazu tragen vor allem die ansässigen Hochschulen, das House of IT, das Fraunhofer SIT und der größte europäische Forschungsverbund CRISP bei. Dieses Cluster hat zudem einen wesentlichen Anteil daran, dass Darmstadt vor einigen Monaten zur „Digitalen Stadt" gekürt wurde. In einem bundesweiten Wettbewerb des IT-Branchenverbands Bitkom konnte sich die Kommune durchsetzen und soll künftig zur digitalen Vorzeigestadt ausgebaut werden.

Was der digitalen Region FrankfurtRheinMain noch fehlt? Sorgenkind bleibt der Ausbau eines leistungsfähigen Gigabit-Netzes, auch gibt es bis dato keinen echten digitalen Masterplan für die Region. Zudem braucht es ein vielfältiges Start-up-Ökosystem, das digitale Innovationen treibt. Aber an dieser Front hat sich jüngst etwas getan. Die Start-up-Community wächst und gedeiht dank verbesserter Rahmenbedingungen und Angebote. Und siehe da – hier schließt sich der Kreis der Standortfaktoren: Gefragt, warum FrankfurtRheinMain eine gute Gründerregion ist, antworten nicht wenige der digitalen Jungunternehmer: Weil sie so international und hervorragend erreichbar ist.

Prof. Dr. Wilhelm Bender, ehemals CEO von Fraport, ist Vorstandsvorsitzender der Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain.

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