Wirtschaftsgespräche am Main 27.06.2015

Wirtschaftsgespräche am Main mit Friedrich Joussen

Wirtschaftsgespräche am Main mit TUI-CEO Friedrich Joussen

Zwischen Telekommunikation und Touristik liegen Welten – das dachte auch der ehemalige Vodafone-Manager Friedrich Joussen, bevor er seinen neuen Job als CEO der TUI AG antrat. Welche wichtigen Erkenntnisse aus dem Mobilfunk ihm am Endehalfen, den weltweit führenden Reisekonzern in den vergangenen zwei Jahren zukunftsfähig aufzustellen, und welche Rolle dabei das Internet spielte, darüber berichtete er bei den 89. Wirtschaftsgesprächen am Main – gewohnt eloquent, launig und wie immer „freihändig“.

70.000 Mitarbeiter, 30 Millionen Kunden, 210.000 Hotelbetten, 140 Flugzeuge, 13 Kreuzfahrschiffe, 1.800 Reisebüros: Die Zahlen und Fakten der „Touristik-Union International “beeindrucken – und weisen doch direkt auf die Kernfrage, der sich Friedrich Joussen seit gut zwei Jahren gegenüber sieht. Was kann und muss ein so großer, breit aufgestellter und „zusammengewürfelter“ Mischkonzern tun, um den Bedrohungen durch das Internetzu begegnen? Expedia.de, Booking.com oder Trivago heißen die dynamischen jungen Herausforderer, die mit unterschiedlichen Online-Geschäftsmodellen die angestammten Player unter Druck setzen. 

„An Komplexität hat Ihre Aufgabe nach Ihrem Wechsel von Vodafone zu TUI wahrlich nicht verloren“, hatte eingangs bereits der Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Wilhelm Bender bemerkt, der den gebürtigen Rheinländer seit 2009 zum zweiten Mal bei den Wirtschaftsgesprächen im Frankfurter Hotel InterConti und zum insgesamt dritten Mal bei der Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain begrüßen durfte. 

Anschaulich beschrieb Joussen seinen anfänglichen Lernprozessbei TUI –und wie er gerade als branchenfremder Kenner digitaler Innovationen schnell verstand, dass auf der Kostenseite gegen die flexiblen Internet-Anbieter nichts zu gewinnen ist. „Es geht für uns in der Zukunft nur über Differenzierung. Unsere größten Assets sind hier unsere eigenen Hotels und Kreuzfahrtschiffe.“ Doch wie diese Differenzierungstreiber adäquat zur Geltung bringen? „Bis dato hatte sich der Reiseveranstalter TUI mehr und mehr zu einem ‚Flugzeug-vollmach-Unternehmen‘ entwickelt. Und die ‚eine‘ Firma TUI gab es gar nicht“, so Joussen. Das Ziel für die Zukunft musste eine geschärfte Positionierung sein – als „Betreiber von touristischem Content mit direktem Marktzugang“. Die Voraussetzung dafür: eine Fusion der TUI AG mit der Tochter TUI Travel PLC, die 2014 vollzogen wurde. „Und siehe da: Seit dem Zusammenschluss arbeiten alle Töchter besser Hand in Hand, vier konkrete Wachstumsinitiativen sind auf dem Weg.“

Wie werden die Deutschen in zehn Jahren reisen? Das wollten die Zuhörer in der abschließenden Fragerunde von Friedrich Joussen wissen. „Statt Massentourismus werden wir einen massenhaften Individualtourismus haben“, ist er sich sicher. Prof Bender wandte den Blick dagegen nicht ganz so weit. „Wenn Sie Ihrem Turnus treu bleiben, freuen wir uns darauf, Sie 2021 in unserem Kreis wiederzusehen.“ 

Fotos: Holger Peters

„Wirtschaftsgespräche am Main“ ist ein exklusives Veranstaltungs- und Kooperationsformat, das die Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain gemeinsam mit der Messe Frankfurt, dem Hotel InterContinental Frankfurt und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ausrichtet.

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